Im Juni 2016 wurde nach den Anschlägen im Flughafen und in der U-Bahn ein föderaler, belgienweiter Sicherheitsplan verabschiedet. Dieser hat auch den Radikalismus zum Thema und in diesem Rahmen auch die Vorbeugung.
Für die Regierung in Eupen bedeutet dies Aufgaben in der Bildungs-, Sozial- und Familienpolitik, aber auch im Sport-und Kulturbereich. Darüber hinaus hat sie jetzt eine Anlaufstelle geschaffen. Für Ministerpräsident Oliver Paasch eine Notwendigkeit: "Wir dürfen Schulen in einem solchen Kontext mit dieser Herausforderung nicht alleine lassen. Wir müssen sie begleiten und unterstützen. Bei uns in der Regierung haben sich immer wieder Menschen gemeldet, die darauf hinwiesen, dass in ihrem Umfeld der Verdacht besteht, dass ein Mensch sich radikalisiert haben könnte oder dabei sei, sich zu radikalisieren. In der Jugendarbeit, im sozialen Bereich und auch in den Schulen weiß man natürlich nicht immer, wie damit umzugehen ist und ob das Ganze auch ernst zu nehmen ist und eine weitere Verfolgung notwendig ist", erklärt Paasch.
"Die Polizei ist da nicht unbedingt der erste Ansprechpartner an den man denkt, weil man auch Angst hat, Menschen zu denunzieren, ihnen Unrecht zu tun und sie vielleicht auch zu Unrecht aus dem Klassenverband herauszunehmen. Vor diesem Hintergrund ist die Anlaufstelle ein Baustein unsere Strategie zur Vorbeugung von gewaltsamer Radikalisierung, weil sie zur Verfügung steht für Menschen, die sich Fragen stellen und Sorgen machen", so Paasch weiter. "Hinzu kommt, dass wir über diese "Wegweiser"-Stelle versuchen werden, auch Weiterbildungsprogramme zu organisieren, Sensibilisierungsmaßnahmen in die Wege zu leiten, um die Menschen, die vor Ort mit Jugendlichen arbeiten entsprechend fit zu machen."
Bei Kaleido fühlt man sich für die Aufgabe gerüstet: Kaleido habe den Finger am Puls der Bevölkerung, sagt Direktor Manfred Kohnen, in den Familien, auch in den Schulen, und Vereinen und zunehmend in der aufsuchenden Sozialarbeit. "Wir spüren sehr oft, wenn sich Strukturen, Familien usw. verändern, und können uns dann sehr sensibel, wenn sich wirklich ein Problem abzeichnen sollte, mit der Wegweiser-Stelle kurzschließen und austauschen - und das auf dem direktesten Weg, da Wegweiser zu Kaleida gehört. Das sind unsere Stärken und deshalb glauben wir, dass es sich hier um eine Win-Win-Situation handelt."
Ein "Wegweiser-Programm" gibt es bereits seit 2014 in NRW, mit bisher 7.000 Anfragen und 500 Beratungsfällen. Die Partnerschaft ist auch deshalb wichtig, weil die Problematik grenzüberschreitend ist und somit einen notwendigen Austausch fordert. Als den Auslöser von Extremismus nennt sie multiple Problemlagen: "Die multiplen Problemlagen liegen in der Regel in der Pubertät begründet, bzw. im Erwachsen-Werden. Wir haben in dem nordrhein-westfälischen Präventionsprogramm viele Jugendliche in der Betreuung, die Probleme in der Schule haben, die sich gemobbt oder zurück gesetzt fühlen. Und diese negativen Erfahrungen machen sie anfällig für den Extremismus."
fs/mg - Bilder: Frederik Schunck/BRF
Ich frage mich, wie so was gehen soll. Wenn jemand "radikalisiert" ist, also eine gewisse religiöse Überzeugung hat, kann man ihr oder ihm doch nur schwer diese wieder austreiben. Das geht doch nur mittels einer Gehirnwäsche. Überzeugungsarbeit nutzt da wenig. Dann müssen das überdurchschnittlich gut qualifizierte Menschen sein, die bei Kaleido arbeiten, wenn die es fertig bringen, jemand die Radikalisierung "auszutreiben". Das grenzt fast an Hexerei.
Aber so lesen Sie doch, Herr Scholzen: man stützt sich auf die Expertise des Partners in NRW! Multiple Problemlagen, die in der Regel in der Pubertät begründet sind und man hat den Finger am Puls der Bevölkerung! Das hört sich doch alles sehr vielversprechend an.