Taucht ein Mitglied der Föderalregierung in Ostbelgien auf, dann sind die Gewerkschaften auch nicht weit. De Blocks Krankenhausreform und ihre Pläne, Langzeitkranke wieder schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren, stoßen den Gewerkschaften sauer auf.
Im voll besetzten Triangel verteidigte De Block ihre Politik, beispielsweise die nach ihrer Ansicht dringend notwendige Krankenhausreform. In Belgien schreibe jedes dritte Krankenhaus rote Zahlen. "Die Krankenhäuser in ganz Belgien sollen in Netzwerken zusammenarbeiten. Und das gilt auch für die hiesigen Krankenhäuser. Es liegt an ihnen, Netzwerkpartner zu suchen. Und ich habe es so verstanden, dass man hier schon dabei ist, die Zusammenarbeit in einem Netzwerk zu organisieren. Das ganze soll von unten nach oben geschehen. Und es muss für den Patienten eine Verbesserung sein."
Die Krankenhäuser Eupen und St. Vith arbeiten schon seit längerem an einer solchen Kooperation mit dem Lütticher CHC. Doch viele Fragen bleiben noch offen. De Block versprach Details noch in dieser Woche. Doch im Sektor rumort es. Das Pflegepersonal sei bereits jetzt auf so niedrigem Stand, Einsparungen seien da nicht mehr möglich. Für de Block liegt die Lösung in der weiteren Digitalisierung und einer verbesserten Organisation und Verteilung der Aufgaben innerhalb der Netzwerke, sprich Spezialisierung.
Für Ingrid Mertes, Direktorin der Klinik St. Josef in St. Vith, ist das nichts Neues. "In der Zusammenarbeit liegt halt eben die Kraft. Die Medizin ist hochtechnisch. Es gibt wenige Akteure, die hochspezialisiert sind und das klappt eben nur in der Zusammenarbeit."
Ein weiteres Reizthema: Die Abschaffung des Izom-Abkommens zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung. Es wird jetzt durch eine EU-Richtlinie ersetzt. "Es ist eine EU-Richtlinie, die für alle Bürger in Europa dieselbe ist. In ganz Belgien können jetzt die Bürger für eine Behandlung in ein anderes Land gehen - und umgekehrt auch. Menschen aus Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich können auch nach Belgien kommen. Durch die Umsetzung der europäischen Richtlinie verfällt Izom, dass doch sehr an ein Gebiet gebunden war. Doch es soll ja für jeden möglich sein, bestimmte Behandlungen, Konsultationen oder Hospitalisierungen auch im Ausland nutzen zu können."
Doch gerade im hiesigen Grenzgebiet seien Behandlungen gerade in Deutschland wegen der Sprache oft die einzige Möglichkeit. Derzeit bemühe man sich um eine Lösung für Ostbelgiens Patienten.
Ingrid Mertes zog insgesamt ein positives Feedback des Abends. "Ich fand, dass sie sich sehr viel Zeit genommen hat, dass sie konkret auf die Fragen eingegangen ist und dass für uns sehr positive Botschaften dabei waren. Sie ist sich der geographischen Isolation in der Deutschsprachigen Gemeinschaft sehr bewusst und hat auch immer wieder betont, dass im ländlichen Raum mit wenig Angebote eine Basisversorgung da sein muss. Ich fand, dass ihre Äußerungen uns Anlass zu Hoffnung geben", so Mertes.
vk/mg - Bilder: Volker Krings/BRF