Denho Aktan ist seit über 30 Jahren Schneider in Lüttich und arbeitet mit seiner Familie zusammen. Er hat sich auf das Schneidern von Roben für Anwälte und Magistrate spezialisiert. "Wenn wir vor dem Richter plädieren, tragen wir dieses Kleidungsstück. Da kommt manchmal Stress auf. Wenn wir uns in dem Talar nicht wohlfühlen, kann das Auswirkungen auf unser Plädoyer haben", erklärt Laurane Feron von der Kanzlei Elegis.
Ein seltener Beruf, der viel Geschick voraussetzt. "Unsere erste Robe stammt aus den 90er Jahren. Eine junge Anwältin war zu uns gekommen und bat mich, ihre Robe zu reparieren. Ich habe das getan. Dann hat sie mich gefragt, ihr eine neue Robe zu schneidern. So ist alles entstanden", erinnert sich Denho Aktan.
Seitdem sind die Auftragsbücher voll. Für jede Robe werden vier Meter Stoff benötigt. Der Schneidermeister arbeitet schnell und präzise. Jedes Jahr werden in Lüttich 80 Roben hergestellt. "Es ist nicht so wie eine Hose, die man kauft und dann umändert, wir stellen alles selber her. Wenn es also einen kleinen Fehler gibt, dann sehen wir das sofort. Das ist das Wichtigste bei dem Talar, der muss perfekt sein."
Es ist wahre Feinarbeit: der Kragen und die Falten müssen perfekt, der Stoff nicht zu warm und knitterfrei sein. "Die Anwälte wickeln ihre Robe um den Arm, deshalb brauchen sie ja auch einen Stoff, der nicht knittert. Daher haben wir uns für Wolle mit Polyester entschieden."
Auch Details sind wichtig. Hermelinfell an der Robe ist heutzutage nicht mehr aktuell, jetzt werden andere Verzierungen angenäht. "Wir verwenden Kaninchenfell oder Synthetik - das hängt vom Geschmack ab", erklärt Aktan.
Eine Robe kostet zwischen 400 und 500 Euro. Für junge Diplomierte ist es schon spannend, das Gewand anzuziehen. "Den Talar habe ich in Begleitung meiner Mutter gekauft. Es war ein großer Augenblick, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Man plädiert mit der Robe und man muss sich wohl darin fühlen, man muss Kleidung haben, die uns steht, das ist wichtig", sagt Anne Werding von der Kanzlei Misson in Lüttich.
Die Robenschneiderei hat also noch viele Jahre vor sich.
Michaela Brück