Mit Absicht habe man eine kleine, behutsame Methode gewählt, um die Bevölkerung auf die Entwicklungen im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen, erklärt uns der Gewerkschaftssekretär Renaud Rahier. So suchten die Gewerkschaftler vor allem das persönliche Gespräch mit Patienten und Personal vor den Krankenhäusern der Region.
Erstes Problem für die Gewerkschaft: Die großen Linien der Reform sind zwar vorgestellt, aber wie es im Detail ablaufen soll, ist noch unklar. Frau De Block ist noch nicht richtig klar, was sie eigentlich will. Sie hat ja schon klar und deutlich formuliert: Netzwerke schaffen - ein Netzwerk pro 400.000 bis 500.000 Einwohner. Da kommen wir in der DG natürlich nicht dran. Die Krankenhäuser Eupen und St. Vith haben dieses Networking ja schon umgesetzt, aber allem Anschein nach, wird das nicht reichen", erklärt Renaud Rahier, überberuflicher Sekretär der FGTB für die DG.
Weitere Partner = längere Wege
Wenn ein Krankenhausnetzwerk, so wie Maggie De Block es im Moment plant, 400.000 bis 500.000 potentielle Patienten umfassen soll, reicht laut FGTB die aktuelle Partnerschaft der DG-Krankenhäuser mit dem CHC in Verviers nicht aus. Weitere Partner, deren Dienstleistungen sich teilweise ergänzen, würden die Wege für die Patienten aber noch länger machen.
"Wenn ein gewisser Dienst in Eupen oder St. Vith nicht mehr angeboten wird, muss ich dann nach Verviers oder Lüttich? Wird es da überhaupt noch ausreichend OP-Säale geben? Werden die Ärzte nach hier kommen zum Operieren oder werden die Patienten in das andere Netzwerk-Krankenhaus gekarrt? Und was ist mit den Transportkosten? Sind die auch wieder für die Patienten? Es gibt also eine ganze Reihe von Fragen", so Rahier.
"Grundsätzlich brauchen wir zwei Krankenhäuser"
Doch nicht nur für die Patienten, auch für die Angestellten in den Krankenhäusern könnten die geplanten Netzwerke laut FGTB längere Arbeitswege bedeuten. Besonders spezialisierte Kräfte müssten, wenn Abteilungen verschiedener Krankenhäuser zusammen gelegt werden, umziehen oder sich umorientieren. "Ich habe Zugang zu gewissen Dokumenten und wenn man sieht, was darin steht, muss man auf jeden Fall Befürchtungen haben. Es hat ja mal ein Audit der Krankenhäuser gegeben und daraufhin ist eine Prognose ausgearbeitet worden: Die DG brauche nur 224 Betten in 2200, 2025. 224 Betten für Eupen und St. Vith - momentan haben wir weit über 300", sagt Rahier.
Wegen der großen Distanzen zwischen Norden und Süden der DG und ihrer sprachlichen Sonderstellung stimmt die Forderung der FGTB mit der der Regierung der DG überein. "Grundsätzlich brauchen wir zwei Krankenhäuser: eins im Norden und eins im Süden, die die Grundversorgung abdecken. Hochspezialisierte Operationen werden eh schon woanders gemacht, aber die Grundversorgung muss hier vor Ort bestehen bleiben und in deutscher Sprache."
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