Völlig ausgetrocknet und leicht entzündbar - so stellt das Pfeifengras im Frühjahr eine Gefahr für das Hohe Venn und seine Besucher dar - meist im März und April, wenn über längere Zeit eine trockene Wetterlage mit Ostwind herrscht. "Unten drunter ist es feucht, aber oben ist es trocken. Wenn es brennt, geht das Feuer nicht in den Boden, weil es zu feucht ist, aber über die Oberfläche läuft das Feuer sehr schnell", warnt René Dahmen, Leiter des Forstamtes Elsenborn.
So wie vor sechs Jahren, als beim Großbrand am Ostermontag 2011 rund 1.300 Hektar Vennlandschaft zerstört wurden. Damit sich solch eine Katastrophe nicht wiederholt, setzt die Forstverwaltung auf Prävention und hisst bei Trockenheit die roten Fahnen - wie auf Brackvenn bei Mützenich. "Betroffen sind die großen Venngebiete bei Baraque Michel, das heißt Fanges des deux series. Dort sind Wanderwege, die normalerweise immer zugänglich sind, aber da sind jetzt rote Fahnen angebracht. Was neu ist dieses Jahr: Es gibt keine Fahnen mehr oben bei Botrange an Hauptstraße, weil das zu Konfusion geführt hat. Die Leute dürfen rund um Baraque Michel und Mont Rigi durchs Pollervenn wandern und wenn dann rote Fahnen da hingen, verstanden viele das nicht. Die Fahnen stehen jetzt nur noch an den Venngebieten, die effektiv gesperrt sind", erklärt Dahmen.
Ein gefährdetes Gebiet ist zum Beispiel auch das Herzogen-Venn. Auch hier steht viel trockenes Pfeifengras. "In dem Gebiet hat es 1991 gebrannt. Abends um 20:00 Uhr hatte das begonnen durch ein Feuer, das Leute gelegt hatten. Und die Feuerwehr von Büllingen hat hier die ganze Nacht bis 5:00 Uhr morgens gelöscht", so Dahmen.
Meistens sind die Wanderer einsichtig und respektieren das Zugangsverbot. Doch nicht alle sind achtsam. Wer das Verbot missachtet, dem drohen 150 Euro Geldstrafe. "Letztes Wochenende sind zum Beispiel acht Personen durch die Förster geschnappt worden. Sie waren illegal am campieren und dazu gab es dann noch ein Lagerfeuer im Gemeindewald Bütgenbach genau neben dem Venngebiet. So was kann schnell schlecht ausgehen."
Um die Brandgefahr zu mindern und neue Lebensräume für andere Pflanzen zu schaffen, versucht die Forstverwaltung, das Pfeifengras stellenweise zurückzudrängen und die Flächen zu restaurieren. "Ziel ist es, die großen zusammenhängenden Pfeifengras-Flächen zu unterbrechen." Eine andere Maßnahme: Dort wo es feucht ist, werden Flächen wieder vernässt. "Da werden kleine Dämme angelegt, der Wasserspiegel wird angehoben und so werden die Pfeifengras-Flächen leicht unter Wasser gelegt, damit sich dort Torfmoose und Wollgräser entwickeln. Dort geht kein Feuer durch", weiß Dahmen.
Wie lange die roten Fahnen in diesem Frühjahr noch gehisst bleiben, hängt von der Wetterlage ab. Es muss mindestens einen Tag kräftig regnen, bis die Brandgefahr gebannt ist. Doch Wandermöglichkeiten gibt es noch genug. Die Wege rund um die gesperrten Venngebiete sind weiter zugänglich.
mb/mg