Am Freitagabend wurden im PDG die Preise des Parlaments verliehen. Dr. René Rohrkamp, Leiter des Stadtarchivs Aachen, erhielt den Preis im Bereich Bibliotheks- und Archivwesen für seine Veröffentlichung "Quellen zur Geschichte der deutschsprachigen Belgier in den belgischen Staatsarchiven (1919-1973)".
Die Inventare vieler Archive seien online recherchierbar, doch das Internet könne Archivführer nicht ersetzen, erklärte Laudatorin Evamarie Bange, Konservatorin des Archivs der Stadt Luxemburg. Ihr Lob galt aber auch der Einführung Rohrkamps in das Bild einer de facto seit 1919 existierenden Gemeinschaft, die "in Agonie zwischen Akzeptanz und Widerstand" startete, "zwischen dem Blick nach vorn und dem Blick zurück" und "nach 1945 Distanz gewann und Anerkennung einer kulturellen Legitimität". So verschaffe der Archivführer den Nutzern auch historisches Wissen.
Im Bereich Heimatgeschichte wurde der Preis an die Autorengruppe Mürringen vergeben, die sich aus Albert Velz, Alfred Rauw, Bernd Schröter, Christel Jost, Freddy Palm, Manfred Königs und Walter Bungart zusammensetzt. Ausgezeichnet wurde ihr Buch "Mürringen 1900-1920, Geschichte, Zeitgeist, Spuren in die Gegenwart".
Die Lebenserwartung ist gestiegen, drucken ist einfach und preisgünstig geworden, die klassische Rollenverteilung in der Ortsgeschichte zwischen Pfarrer und Lehrer einerseits, die Heimatgeschichte schreiben, und dem Rest der Bevölkerung, der sie andächtig an- und aufnimmt, ist hinfällig geworden. So wächst das heimatkundliche Wissen, doch die Kehrseite der Medaille sei, dass es kaum noch qualitätssichernde Faktoren gebe, erklärte Laudator Prof. Frank Pohle, Juniorprofessor für Geschichte und Kultur der Region Maas/Rhein an der RWTH Aachen.
Doch das treffe auf die Autorengruppe aus Mürringen nicht zu: Die Autorengruppe Mürringen habe sich viele Gedanken gemacht und sei zu sehr schönen Lösungen gekommen, Alltagsgeschichte aufzuteilen und zu einem Bilderbogen zu formen, zu einem Zeitbild von Mürringen um 1900: Das Lager Elsenborn wird gegründet, der Fernsprecher hält Einzug in das 400-Seelendorf, ein neuer Pfarrer wird eingeführt, ein Verein gegründet. Es gehe auch um die Lebensgeschichte einer Hebamme, um Munitionsfabrikation, um Kriegsheimkehrer und um andere Bilder - anders gesagt: der Weg eines kleinen Dorfes in seiner Alltagsgeschichte auf den Ersten Weltkrieg hin und durch diesen hindurch. Ohne Verklärung, dafür aber mit Respekt gegenüber den meist kleinen Leuten ihrer Zeit.
Für den PDG-Präsidenten ist es eine Bestätigung des Geistes, in dem der Preis verliehen wird. "Der Preis existiert seit nunmehr 40 Jahren und in den 40 Jahren ist er jedes Jahr ausgelobt worden, aber er ist nicht auch jedes Jahr vergeben worden - nämlich immer dann, wenn Angebote reinkamen, die nicht als preiswürdig erachtet worden sind", erklärt Miesen. "Das ist auch ein Qualitätsmerkmal dieses Preises und ich glaube in den 40 Jahren hat er sich wirklich zu einem Preis für tatsächliche Leistungen gemausert."
fs/mg - Bilder: Frederik Schunck/BRF