Besonders in der DG haben viele Orte ihren eigenen Dialekt mit seinen eigenen Besonderheiten. Platt ist also durchaus ein Stück Heimat, und damit auch eine Verbindung zu Familie und Kindheit. Der ostbelgische Historiker Leo Wintgens hat den ostbelgischen Dialekten nun schon das zweite Buch gewidmet.
"Das Plattdeutsche ist ja, wie Goethe schon sagte, die Quelle aus der die Sprache ihr Leben schöpft", sagt Leo Wintgens. Eine Quelle, die heute zwar nicht mehr so sprudelt wie noch vor rund 100 Jahren, die aber auch längst noch nicht ausgetrocknet ist. Und wie das Wasser aus dem Venn für unsere Gegend steht, so tun es auch die verschiedenen Dialekte. Auch wenn alle von ihnen demselben Mischgebiet aus Karolingisch und Fränkisch angehören: wer Platt spricht hört, wer aus welchem Dorf kommt.
Raeren, Kelmis und St. Vith sind nur wenige Beispiele von vielen, ostbelgischen Dialekten. Ihnen hat Leo Wintgens nun schon den zweiten Dialektatlas gewidmet. In Band eins geht es um Wortschatz, in Band zwei um Grammatik und Hintergründe. "Die grammatische Struktur wird hier behandelt, also es gibt Formlehre und Lautlehre und ganz besonders auch Toponymie", erklärt Wintgens.
Die Toponymie beschäftigt sich mit Ortsbezeichnungen und ist wichtig, um Migrationsbewegungen und damit die Ausbreitung von Sprachen zu verstehen. Sie wird aber auch oft instrumentalisiert, zum Beispiel indem man den Namen als Beweis nimmt, dass ein Landstrich einer bestimmten nationalen Gruppe gehört. Ganz besonders in den beiden Weltkriegen wurde das heutige Ostbelgien aus wirtschaftlichen Gründen "verhochdeutscht", so Wintgens. "Aber eigentlich ist das eine Verfälschung der Siutation. Unser Gebiet ist immer ein Übergangsraum gewesen ... und da hat sich alles vermischt."
Bunt gemischt sind auch die einzelnen Aufsätze und Kapitel, aus denen der zweite Dialektaktlas besteht. In allen Landessprachen beleuchtet der rund 200 Seiten starke Atlas Sprache, Geschichte und damit auch Identität der Ostbelgier.
Einen dritten Band hat Leo Wintgens zurzeit nicht geplant. Den will er der nächsten Forschergeneration überlassen, sagt er, denn Stoff gibt’s anscheinend genug.
Der zweite Band des Dialekatlas ist im Helios Verlag Aachen erschienen und zum Preis vom 25 Euro erhältlich. Kontakt zum Autor Leo Wintgens: lwintgens02@gmail.com.
Anne Kelleter - Cover: Helios Verlag Aachen/Fotos: BRF
Das ist ja eine erfreuliche Nachricht. Ich möchte nur gerne noch wissen, ob und wo dieser Dialektatlas erhältlich ist. Besten Dank im voraus.
Bestes Beispiel dass Multikulti funktionieren kann ist die Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Wir waren seit Menschengedenken ein Übergangsgebiet zwischen der Deutschen Kultur und der framkophonen Welt. Und wir können stolz drauf sein auf das geglückte lang umkämpfte Projekt DG!
Warum sollte nicht auch das gemeinsame Zusammenleben mit den Neuhinzugezogenen hier in der fränkisch-karolingischen DG genau so gut funktionieren?
Ich freue mich auf jeden Fall die Pizza beim Italiener, den Falafal beim Türken und Chiwaptchichi beim Jugoslaven laufen zu können. Die besten Gewürze beim Inder.
Die besten Fußballspieler bei AS Eupen aus Afrika, die fleißigsten Arbeiter aus Schlesien und Polen, die besten Süßigkeiten bei den Christlichen Flüchtlingen aus dem Libanon - nur das beste Bier, das ist und bleibt das gute alte Eupener Bier!
Wäre wirkllich schön, Bedenken meinerseits allerdings sind vorhanden bei ......
j. p. Drescher, sehr schöner Komentar.
@ A. Kerstges: Hätt mich auch gewundert, wenn bei Ihnen ausnahmsweise KEINE Bedenken vorhanden gewesen wären.