Die einstige Universalsprache Latein ist zwar nicht mehr Usus. Dafür gibt es 24 Amtssprachen in der EU und über 500 Kombinationen, die eine Sprache in die andere zu übersetzen. Aus dem Griechischen ins Lettische oder aus dem Bulgarischen ins Portugiesische.
Nina Kessler hatte sich für die eher klassische Variante Niederländisch-Deutsch entschieden. Und damit gleich einen Preis eingeheimst:
"Ich war schon immer gut in Sprachen. Ich hatte auch in der Grundschule sehr viel Interesse an Französisch und Englisch. Und weil man hier Niederländisch wählen konnte, habe ich mich für die Sprachenabteilung entschieden."
Ihre Lehrerin Carina Bouwers kommt aus den Niederlanden. Inzwischen lebt sie in Hergersberg und unterrichtet ostbelgische Schüler in ihrer Muttersprache:
"Es gibt Schüler, die finden, dass man Niederländisch können muss, wenn man in Belgien lebt. Andere finden es einfach interessant. Wieder Andere nehmen es einfach mit, weil Niederländisch zu der Sprachenabteilung gehört. Es ist sehr verschieden…"
Die Aufforderung, an dem europäischen Übersetzungswettbewerb für Sekundarschulen teilzunehmen, kam wie gerufen. Dann musste die Kandidatur der Schule noch angenommen werden. In Belgien hatten sich diesmal 21 Schulen an dem Wettbewerb beteiligt und insgesamt 90 Schüler. Ernst zunehmende Konkurrenz für Nina Kessler und ihre Mitschüler:
"Man kann’s ja mal versuchen. Wir hätten aber nicht gedacht, dass einer von uns gewinnt, weil schon sehr viele Schüler daran teilgenommen haben und die Chance war eher gering, dass es jemand von uns wird", sagt Nina Kessler.
Die praktische Durchführung blieb den teilnehmenden Schulen überlassen. Der Wettbewerb war aber als europäisches Happening inszeniert erklärt Carine Brouwers:
"Das musste an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit passieren – in allen 28 EU-Ländern gleichzeitig. Eine Viertelstunde bevor es losging, habe ich den zu übersetzenden Text per Mail bekommen und dann hatten die Schüler zwei Stunden Zeit dafür."
Das Thema: Fremdsprachen und Übersetzung. Keine leichte Aufgabe sagt Nina Kessler:
"Es ging um das Thema, wie die Sprache einem in manchen Situationen das Leben retten kann. Das musste man dann sinngemäβ übersetzen. So kreativ wie möglich, um auch die Sprichwörter so gut es ging hinzubekommen."
Nina Kessler hat es ganz offensichtlich hinbekommen. Anfang April darf sie zusammen mit den 27 Gewinnern aus den anderen 27 Mitgliedstaaten zur Preisverleihung nach Brüssel.
Stephan Pesch