"Sie sehen eigentlich nur noch Trümmer und Schuttberge. Hier haben Menschen gelebt. Das waren quirlige arabische Städte und jetzt gibt es nur noch Totenstille. Die Lebensbedingungen in dem Land sind katastrophal. Die humanitäre Lage ist besorgniserregend", sagt Dr. Martin Bröckelmann-Simon, Geschäftsführer für internationale Zusammenarbeit bei Misereor, der gerade in Syrien war. Auch für die 7,6 Millionen Menschen die selber in Syrien als Flüchtlinge leben ist die Lage bedrohlich.
Unterstützt wird Misereor von Franziskanern und Jesuiten. "Es ist sicher so, dass Ordensleute ein besonderes Charisma haben, das sie in die Lage versetzt, das alles auszuhalten. Es sind im Wesentlichen syrische und libanesische Ordensleute. Sie stehen auch in gutem Kontakt mit muslimischen Geistlichen," sagt Bröckelmann-Simon im BRF.
Die Hilfe richtet sich nicht nur an die christliche Bevölkerung, sondern auch an die muslimischen Gruppen des Landes. Sowohl an die sunnitische Bevölkerungsmehrheit als auch an die schiitische Minderheit.
Und auch wenn die Christen in Syrien in der Minderheit sind, werden sie freundlich behandelt. Die Angst gilt vor allem dem sogenannten Islamischen Staat und den islamistischen Extremisten der Al-Nusra-Front, die sehr gewalttätig gegen Christen vorgehen.
Syrien galt immer als interkulturelles Mosaik. Das habe durch den langen Krieg Risse und Kratzer bekommen. Die Hauptproblematik sei aber die Konfliktlinie innerhalb des Islams zwischen Sunniten und Schiiten, meint Bröckelmann-Simon. "Das ist mittlerweile ein so tiefer Graben, dass er nur sehr sehr schwer und über viele Jahre hinweg zu überbrücken sein wird. Das ist das eigentliche Dilemma im Nahen Osten."
fs/vk - Bild: Misereor