Innenminister Jambon und die Mitglieder des zuständigen Ausschusses für Nuklearsicherheit zu Besuch in Tihange. Wie sicher ist das Kernkraftwerk? Engie Electrabel erklärte direkt zu Beginn, man wolle auf Vertrauen und Transparenz setzen. Es wurde an ein Maßnahmenpaket erinnert, das die Sicherheit an den Nuklearstandorten verbessern soll.
Das Unternehmen hatte kürzlich mit den Maßnahmen auf die wiederholten Ermahnungen durch die FANK reagiert. Jetzt sollen die Sicherheitmaßnahmen einer neuen Kontrolle durch die Atomaufsichtsbehörde unterzogen werden. Dies vor dem Hintergrund, dass es immer wieder zu Probleme gekommen ist. Das gibt auch Engie-Electrabel-Sprecherin Anne-Sophie Hugé zu: "Tihange 1 ist momentan nicht am Netz wegen eines Problems, das nichts mit dem nuklearen Bereich zu tun hat. Bei Bauarbeiten ist ein Gebäude, das sich außerhalb des Nuklearbereichs befindet, beschädigt worden und dieses Gebäude enthält Sicherheitstechnik."
Engie Electrabel habe einen Investitionsplan in Höhe von 600 Millionen Euro. Es handele sich um Arbeiten und Verbesserungen im Rahmen der Laufzeitverlängerung von Tihange 1 und dies verbunden mit allen Sicherheitsmaßnahmen. "In Tihange werden jährlich 100 Millionen Euro investiert, alle zehn Jahre werden die drei Meiler einer umfangreichen Kontrolle unterzogen. Sie werden den höchsten technischen Anforderungen und Sicherheitsstandards angepasst. Die belgischen Kraftwerke sind sicher", so Hugé.
Ob dies wirklich der Fall ist, hängt unter anderem von der Einschätzung der Kontrollbehörde ab. Sie gibt das grüne Licht, um Tihange 1 wieder hochzufahren. Das dafür vorgesehene Datum ist der 15. Februar, doch sicher ist bislang nichts. "Wenn Tihange nicht sicher ist, werden wir es nicht starten. Man muss hundertprozentig sicher sein, dass alles ok ist und dann können wir neu anfangen mit der Zentrale Tihange 1. Wir spielen nicht mit der Sicherheit. Ich habe gesehen, dass man auf eine akzeptable Weise gearbeitet hat. Wir haben noch Fragen vom Kontrollorganismus der Fank aus und Electrabel muss die Antworten noch geben - und dann machen wir eine Evaluation", sagt Innenminister Jambon dazu.
Doch wie steht es mit dem Atomausstieg bis 2025? Der Minister ist da sehr vorsichtig: "Die Energieministerin präsentiert ihren Plan in wenigen Wochen und dann werden wir anhand verschiedener Parameter sehen, was man machen kann. Die Entscheidung der Regierung ist der Atomausstieg bis 2025, aber man muss den Preis dafür sehen und sicher sein, dass man die Energie vorsehen kann. Das sind Parameter, die man evaluieren muss", so Jambon.
Was den Druck der Nachbarländer angeht, so meint Innenminister Jambon, es herrsche eine totale Transparenz. Die deutschen Spezialisten seien willkommen zu Inspektionsbesuchen. Dass aber erst jetzt bestimmte Fragen beantwortet werden, ist für den grünen Abgeordneten Jean-Marc Nollet klar eine Folge der Reaktionen in den Nachbarländern. "Es ist der Druck der deutschen und niederländischen Bürger, der Kommunen wie Aachen oder Köln, der dazu geführt hat, dass ich im Parlament endlich Antworten auf Fragen bekommen habe, die ich seit Monaten stellte."
Und zu den Fragen gehört der Vorfall bei den Bauarbeiten. Dabei waren Schutzpfeiler eingebrochen, was zur Folge hatte, dass sich der Boden erhoben hatte. "Wenn dieses Gebäude bei Bauarbeiten nicht standgehalten hat, könnte es dann bei einem leichten Erdbeben standhalten, so wie es im Lütticher Raum der Fall ist. Darauf habe ich keine Antwort, aber ich frage die Atomaufsichtsbehörde FANK, dass sie überprüft, ob das Kraftwerk ein Erdbeben aushalten könnte", so Nollet.
Electrabel habe die Bodenbeschaffenheit nicht gekannt, die hätten die Techniker erst bei den besagten Bauarbeiten festgestellt, so Nollet. Er erklärte auch, er habe die kürzlich in Deutschland erstellte Studie über den möglichen Atomausstieg Belgiens erhalten. Diese Studie beweise, dass es Alternativen zur Laufzeitverlängerung gebe.
cd/mg - Bilder: Chantal Delhez/BRF