"Die Vorstellung 'Menschen mit Wurzeln' ist ein ganz schräges Bild. Bäume haben Wurzeln, Menschen haben zwei Beine. Und Mobilität ist ja auch erstmal ein Moment des Fortschritts: dass man sich dorthin bewegt, wo Arbeit ist, wo man eine Lebenschance hat, wo man Dinge ausprobieren kann", sagt Rainer Ohlinger vom Netzwerk "Migration in Europa", den der RDJ als Experten eingeladen hatte.
"Ich glaube, Migration ist ein Effekt von diesem Widerspruch zwischen nationalstaatlicher Welt, wie wir sie noch aus dem 19. und 20. Jahrhundert kennen, und den Bedingungen von Moderne und Globalisierung des 21. Jahrhunderts. Und das ist irgendwie nicht mehr passgerecht."
2015 brach mit den steigenden Flüchtlingszahlen EU-weit eine große Debatte über das Recht eines Menschen, seine Heimat im Notfall zu verlassen los. Von Angela Merkels Willkommenspolitik bis hin zu neuen Zäunen an den Außengrenzen der EU waren alle politischen Reaktionen auf diese Frage dabei.
Rechte Ideologien stellen viele Flüchtlinge als Schmarotzer dar, die sich in Europa ein feines Leben machen wollen. Linke sehen Migration als Hilferuf, den Europa selbst mitverschuldet hat.
Migrationsexperte Rainer Ohlinger spricht im BRF-Interview über die Gründe für eine Flucht, über gängige Vorurteile und die Gründe, warum es 2015 einen so drastischen Anstieg der Flüchtlingszahlen gab.
ake/km - Foto: Jannis Mattar