Es klang ein bisschen wie im Märchen: Die Burg Reinhardstein bei Ovifat, ohne Zweifel einer der touristischen Anziehungspunkte in der Gegend, sollte "wachgeküsst" werden. 2013 hatte der damalige Präsident der VoG Reinhardstein, in deren Obhut die Burg liegt, die Gemeinde Weismes darum gebeten, ihr unter die Arme zu greifen - angefangen bei ganz praktischen Fragen wie dem Winterdienst, wobei überhaupt die Zufahrt zur Burg klärungsbedürftig war, führt sie doch über verschiedene Privatgrundstücke. Die Gemeinde stimmte zu, sich einzubringen - allerdings unter der Voraussetzung, dass die Burg stäker für Besucher geöffnet und in örtliche Initiativen eingebunden wird.
Unter neuem Vorsitz von Dominique Bultot begannen die Ideen nur so zu sprießen: Veranstaltungen wie das Mittelalterfest oder zuletzt noch ein Märchenfestival sollten weitere Besucher anziehen - im vergangenen Jahr konnte ihre Zahl um 30 Prozent gesteigert werden. Es wurde an eine neue Empfangsinfrastruktur und sogar an Unterbringsmöglichkeiten gedacht - bis hin zum romantischen Honeymoon für Hochzeitspaare im runden "Salamander"-Turm. Und sowieso wollte die Gemeinden den Zufahrtsweg übernehmen und erneuern lassen. Benoit Servais vom Verkehrsverein Robertville hatte auch schon mit den jeweiligen Eigentümern gesprochen, damit sie das Gelände abtreten.
Wie der Weismeser Tourismusschöffe Stany Noël dem BRF erklärte, dauert das Unbehagen innerhalb der VoG schon länger an. Während die Gemeinde Weismes also eine weitere Öffnung der Burg anstrebt, wollen die mehrheitlich auswärtigen Mitglieder in der VoG nach eigenen Worten das geistige Erbe von Jean Overloop bewahren. Der Brüsseler Professor hatte die Burg Ende der 60er Jahre erworben und restaurieren lassen. Er lebte dort bis zu seinem Tod im Jahr 1994.
Das Fass zum Überlaufen brachte nun Ende November die Weigerung der Generalversammlung, fünf weitere Mitglieder aus den Gemeinden Weismes und Malmedy aufzunehmen: Der Antrag scheiterte an der nötigen Zweidrittelmehrheit. Von 20 Mitgliedern stimmten nur acht dafür - es hätten aber mindestens 14 sein müssen. Der erst im Herbst als neuer Präsident eingesetzte Michel Horn trat daraufhin von seinem Amt zurück.
Wegen des offensichtlich fehlenden Rückhalts schlug nun Tourismusschöffe Stany Noël dem Gemeinderat vor, dass sich die Gemeinde aus der VoG Reinhardstein zurückzieht. Das wurde am Mittwoch gutgeheißen. Damit ist auch die geplante Instandsetzung des Zugangsweges zur Burg Reinhardstein vom Tisch. Was aus den angebotenen Veranstaltungen wird, ist noch unklar.
Stephan Pesch - Bild: BRF