Die Sicherheitsprobleme der Atomkraftwerke von Tihange und Doel beunruhigen immer mehr Menschen in der Region. In Sorge um zuverlässige und auch rechtzeitig verfügbare Information hat sich eine Arbeitsgemeinschaft konstituiert, die dabei ist, ein unabhängiges Netz von Messstationen aufzubauen.
In diesen privat betriebenen Stationen wird atmosphärische Radioaktivität gemessen. Die gesammelten Daten sind auf einer von der Projektgruppe betriebenen Website abgebildet. Den Messungen und Informationen von offizieller belgischer Seite traut die Projektgruppe keineswegs, da setzt man lieber auf die eigenen Daten.
Getragen wird das Projekt "Tihange Doel Radiation Monitoring" (TDRM) durch das Forum Informatik für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung FIFF, die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges IPPNW und das Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie AAA.
Strahlung "sichtbar machen"
Eigene Warnmeldungen möchte das Bündnis allerdings nicht herausgeben, sie sehen sich eher in einer politisch-gesellschaftlichen Verpflichtung. "Wir möchten, dass die Bevölkerung Strahlung als etwas Konkretes wahrnimmt. Man kann Strahlung nicht sehen, nicht fühlen und nicht anfassen. Wir machen Strahlung mit diesem Netz sichtbar", sagt Prof. Dietrich Meyer-Ebrecht vom FIFF.
"Man kann sich dann etwas vorstellen unter den Messwerten und kann sie in Relation setzen zu den publizierten Grenzwerten. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass die Bevölkerung dann ihrerseits Fragen an die Behörden und Verantwortlichen stellt."
Zwölf Stationen in Betrieb
Auf der am Dienstagmittag in Aachen freigeschalteten Website der Projektgruppe gibt es zahlreiche Informationen mit geografischer Übersicht über die Standorte der Messstationen, Details zur Messtechnik und medizinische Hintergründe.
Bereits zwölf Stationen sind in der Region in Betrieb, drei davon in direkter Nähe zu Tihange, zwei in Lüttich und die anderen im deutsch-belgischen Grenzraum sowie in Aachen. Viele weitere sollen folgen - auch in der Umgebung von Doel.
Die ehrenamtlich tätige Arbeitsgemeinschaft TDRM ist übrigens offen für weitere Beteiligungen. Sie sucht Bürger, die an der Aufstellung einer Sensorstation interessiert sind.
rs/km