Für Patienten ist das IZOM-Abkommen eine tolle Sache. Der Arztbesuch in Deutschland ist billiger als der in Belgien und Rückerstattungen für medizinisches Gerät oder Leistungen sind oft weiter gefasst. So wird in Deutschland zum Beispiel Akupunktur bezahlt, und in Belgien nicht. Außerdem ist da natürlich auch die Sprache. Sie ist der eigentliche Grund, dass das IZOM-Abkommen eingeführt wurde, denn deutschsprachige Patienten haben ein Recht, in ihrer Muttersprache behandelt zu werden.
Mittlerweile ist der Arztbesuch in Deutschland aber für manche zur Regel geworden. "Es ist festzustellen, dass die ostbelgische Bevölkerung in den letzten Jahren verstärkt Pflege im Aachener Raum in Anspruch genommen hat. Das ging sehr leicht von statten und das ist eigentlich eine sehr große Ausnahme in Europa und schon ein gutes Projekt. Aber man darf nicht vergessen, dass die soziale Sicherheit nach wie vor eine föderale und nationalstaatliche Angelegenheit ist - und wir können hier im Grenzbereich nicht machen, was wir wollen", sagt Hubert Heck von der Freien Krankenkasse.
Keine IZOM-Scheine derzeit
Für die Krankenkassen ist das IZOM-Abkommen also eine Belastung. Und auch belgische Ärzte und Krankenhäuser sind unzufrieden, weil das belgische Steuergeld, das in die Sozialkassen fließt, in Deutschland ausgegeben wird. In den Krankenhäuser von Eupen und St. Vith fehlt dieses Geld und das in Zeiten, wo im belgischen Gesundheitswesen 2017 mehr als 900 Millionen Euro eingespart werden sollen.
"Das ganze Projekt steht auf dem Prüfstand", so Heck. "Im Moment halten wir die Scheine zurück, weil sie möglicherweise durch andere Modelle ersetzt werden müssen Anfang 2017." Und das gilt zurzeit für alle Krankenkassen in der DG.
"Wenn es diesbezüglich eine Richtlinie seitens der Brüsseler Behörden geben wird, dass wir diesen Schein nicht mehr ausstellen dürfen, dann würden wir zu einem anderen Modell wechseln - dem sogenannten S2, das im Rahmen der europäischen Regeln ermöglicht, die grenzüberschreitende Betreuung weiter in Anspruch zu nehmen."
Neues Modell ab 2017?
Der Wille, eine gute Alternative oder einen Kompromiss zur Fortsetzung des IZOM-Abkommens zu finden, ist also da. Auch die Regierung in Person von Gesundheitsminister Antonios Antoniadis hat sich beim Landesamt für Krankenversicherung dafür eingesetzt, dass deutschsprachige Belgier weiterhin Dienstleistungen, die es in Belgien nicht in deutscher Sprache gibt, in Deutschland wahrnehmen können.
Alle Krankenkassen arbeiten daran, dass es zu einer einheitlichen Regelung kommt, die für alle Patienten gleichermaßen angewandt werden soll. Das ist ganz wichtig. Es sollen bestimmte Regeln aufgestellt werden, die sehr transparent sind und gleichermaßen von allen zu beachten sind", erklärt Heck.
Zurzeit verhandeln die belgischen Krankenkassen mit der deutschen AOK über eine Übergangsphase 2017. Im Laufe des nächsten Jahres sollen dann die Modalitäten für die Zeit danach festgelegt werden.
ake/mg
Ich kann die Entscheidung verstehen.
Die Deutschsprachigen Bürger gehen wegen der angewandte Tarife und der deutschen Sprache nach Deutschland.
Leider haben wir im Eupener Krankenhaus nicht immer Ärzte die der deutschen Sprache gut beherrschen und das ist das Problem.
Ich kann die Entscheidung verstehen.
aber man muss auch mal an den Leuten denken die nur deutsch verstehen
ein beispiel: vor zwei Monate ging ich mit meiner mutter zur Notaufnahme im Eupener Krankenhaus da kam ein Arzt der NUR Französisch sprach und uns drei stunden warten lässt… und kam dann zurück und sagte mir eine Adresse in Verviers wo ich hin sollte gehen mit meiner mutter…. da kein Arzt für sie vorhanden währe
so dann verstehen die verantwortlichen auch wieso ich lieber in Aachen zum Klinikum gehen möchte da es für mich Kürzer ist und ich die Sprache verstehe und das da alle Ärzte vorhanden sind ohne mir irgendwohin zu schicken wo ich die Sprache und dem Arzt nicht verstehe
Wenn alle Ostbelgier ihr ganzes Geld im Ausland ausgeben, dann dürfen wir auch nicht über schlechte Straßen klagen. Die "Geiz ist geil"-Mentalität bringt uns auch nicht weiter. Wenn das so weiter geht, dürfen wir auch nicht klagen, wenn unsere Krankenhäuser bald vor dem Aus stehen.
Herr Ramscheid ich kann Ihnen nur beipflichten.
Die Mehrsprachigkeit in Belgien sollte als Gabe betrachtet und nicht aufgrund einer gewissen Bequemlichkeit als Hindernis dargestellt werden.
In meinen Augen ist immer eine Möglichkeit da sich in französisch oder auch niederländisch zu verständigen, auch im medizinischen Bereich.
Sie haben recht Herr Lejeune, da sollen sich die Ärzte mal bequemen und die Sprache ihrer Patienten erlernen.
Viele Einwohner der DG sprechen zwar Umgangs Französich, sind aber nicht in der Lage komplizierte medizinische Probleme und Ausdrücke in dieser Sprache zu verstehen oder sich entsprechend auszudrücken. Ein Arzt der sein Geld in der DG verdient, soll selbst verständlich die Sprache seiner Patienten erlernen und nicht erwarten dass 60.000 Menschen seine Sprache erlernen.
Es geht mir nicht um irgendeine Sprache. Es geht um etwas grundsätzliches. Belgien hat aufgrund seiner Medikamentenpolitik meine Gesundheit in Gefahr gebracht. Ich hatte Unverträglichkeiten gegenüber den Schilddrüsenmedikamenten in Belgien. Fakt ist, dass es Zusatzstoffe in den Medikamenten gibt, die der eine oder der andere Mensch nicht vertragen kann. Es wurden massive Fehldiagnosen in Leuven, Brüssel und Verviers gestellt. Man hörte dem Patienten einfach nicht zu. Das Uniklinikum Aachen war meine Rettung mit der Verordnung von in Deutschland ganz gewöhnlichen Medikamenten, die hier einfach, leichtsinnigerweise verboten wurden. Unter der Medikation in Belgien wäre ich jetzt Invalide und würde den Belgischen Staat noch mehr Geld kosten. Belgien muss auf jeden Fall seine Medikamentenpolitik ändern. Sonst werden noch mehr Leute krank, die es eigentlich nicht sein müssten.