Nicht mehr die Tilia, sondern die Aspire Football Dreams (kurz AFD) aus Katar ist jetzt die alleinige Betreiberin des Eupener Kehrwegstadions. Die Tilia ist selber Motor der Vertragsverhandlungen gewesen, denn die Arbeit, die ein Erstligaverein mit sich bringt, wurde der Stadt ganz einfach zu viel. "Das ist nicht unser Core-Business", sagte Tilia-Verwalterin und Erste Schöffin Claudia Niessen wörtlich. Unabhängig davon, sei man auch erleichtert, dass der Haushalt der Stadt ab sofort besser planbar sei, pflichtete Finanzschöffe Philippe Hunger bei. Egal ob die AS Eupen zukünftig in der ersten oder zweiten Liga spiele.
Statt einer Miete erhält die Stadt die jährliche Summe für laufende Verbindlichkeiten für den Stadionausbau aus dem Jahr 2010 von der Aspire Football Dreams erstattet. Sprich 105.000 Euro jährlich für die kommenden 13 Jahre. Die jährlichen Mieteinnahmen in Höhe von 14.000 Euro für Mobilfunkantennen am Stadion darf die Stadt ab 2030 wieder kassieren. Also wenn die Verbindlichkeiten für das Stadion getilgt sind.
Arbeit wurde der Stadt zu viel
"Für die Stadt, bzw. die Tilia ändert sich jetzt finanziell erst mal nichts. Wir haben jetzt keinen Riesengewinn gemacht, aber für uns sind die Kosten jetzt stabil. Das heißt, wenn in den nächsten Jahren oder Monaten Auflagen kommen, die zum Beispiel die Sicherheit betreffen, dann muss die AFD die Investitionskosten alleine tragen", erklärt Tilia-Verwalterin Claudia Niessen.
"Für uns ist in zweiter Linie interessant, dass wir ein enormes Paket an Verwaltungsarbeit abgeben können. Wir hatten hier im Rathaus Personal, das mit dem Umbau, Ausbau, Sicherheitsvorkehrungen und Verträgen zeitlich sehr gebunden war. Das fällt für uns weg. Und wir haben mit unseren Einnahmen jetzt eine Planungssicherheit für die nächsten 27 Jahre - für die Einnahmen und für die Ausgaben, da wir keine Investitionskosten mehr leisten müssen", so Niessen weiter.
Planungssicherheit für die AS
Ein Profi-Fußballverein braucht die Möglichkeit auch kurzfristig in Projekte investieren zu können. Deshalb war die Aspire Football Dreams auch nicht gegen einen Erbpachtvertrag abgeneigt. Auch für den Verein bedeutet die Vereinbarung Planungssicherheit, sagt AS-Direktor Christoph Henkel.
" Wir haben mit diesem Vertrag jetzt die Möglichkeit als Bauherr im Stadion auftreten zu können und nicht nur neue Dinge zu planen, sondern auch laufende Reparaturen zu gestalten. Bisher war es so, dass wir ein Nutzer waren in diesem Stadion und jegliche Maßnahme - übertrieben formuliert - vom Auswechseln der Glühbirnen bis hin zu Baumaßnahmen über die Tilia abgewickelt wurde. Und das bedeutet einen großen zeitlichen Verzug". "Dieser ganze Prozess ist jetzt natürlich abgekürzt. Wir können jetzt schneller reagieren", erklärt Henkel die Vorteile.
Nun geht es der AS nicht nur um das schnelle Wechseln von Glühbirnen. Die Aspire Football Dreams möchte in eine professionellere Infrastruktur investieren. Änderungen die bislang nur schwer umsetzbar waren. "Dazu gehört der Bau von neuen Jugendkabinen am Stadion zum Beispiel. Da gab es lange Debatten über den Standort. Da wollen wir jetzt möglich schnell zur Beantragung kommen." Und vermutlich wird es nicht bei Jugendkabinen bleiben. Immer wieder war die Rede vom Ausbau des Business-Bereichs oder dem Abriss des Penalty-Cafés.
Verkauf keine Option gewesen
Für Christoph Henkel sind jedenfalls Hürden weggefallen, die dem Projekt der Aspire Football Dreams eher im Wege standen. "Der Vertrag erfüllt die Möglichkeit, einen sehr professionellen Umgang mit der Infrastruktur und dem Stadion umsetzen zu können. Für uns und die Aspire sind das sehr gute Bedingungen."
Die Vertragspartner sind zufrieden. Die Stadt vor allem froh, dass sich die Aspire Football Dreams längerfristig in Eupen engagieren möchte - und nicht nur bis zur Fußball-WM 2022 in Katar.
Ein Verkauf des Stadions sei aber keine Option gewesen - für beide Vertragspartner. "Das stand eigentlich nicht zur Option. Weder die AFD noch die Stadt Eupen war dazu bereit. Die Stadt wollte nicht ihr Stadion ganz aus der Hand geben. In 27 Jahren bekommt die Stadt Eupen wieder ein gut funktionierendes Stadion zurück. Es lohnt sich diesen langen Verhandlungsweg zu gehen, um am Ende dieses gute Resultat am Ende zu haben", meint Schöffin und Tilia-Verwalterin Claudia Niessen.
Text und Bild: Manuel Zimmermann
Also bekommt die AFD (Zum Glück nicht AfD) das Stadion für schlappe 673€ pro Monat (105000/(13*12)). Wenn da mal nicht jemand über den Tisch gezogen wurde...
"Core business" ?
Gehört wohl zum "Corporate Design" der Stadt Eupen. Hört man in letzter Zeit öfter.
Wird Zeit, dass sich die DG in OB umbenennt oder besser noch in EB: "Eastbelgium" ... des "Corporate Designs' wegen … dies wäre doch „the core of the poodle“.
Sehr geehrter Herr Remacle, es sind 105.000 Euro jährlich - diese Präzisierung haben wir auch im Text ergänzt. Sorry für die verwirrende Angabe!