Die Chinesen bleiben zehn Tage, um das hiesige Schulsystem kennenzulernen. Auf dem Besuchsprogramm stehen auch Ausflüge nach Brüssel, Brügge, Trier und Aachen, zur Rennstrecke von Francorchamps oder auf die Burg Eltz.
In den Osterferien hatte eine ostbelgische Delegation die Highschool Number two in Cangzhou City, einer Stadt im Nordosten Chinas, besucht. Dort ist alles eine Nummer größer, weiß der Lehrer Joachim Palm, der die ostbelgischen Schüler bei ihrem Besuch nach China begleitet hatte. "Wir haben hier rund 800 Schüler, da waren 4.300 Schüler und 2.800 Internatsschüler. Es war alles viel größer. Mit sieben Millionen Einwohner ist es für sie eine kleine Stadt. Das war schon etwas ganz anderes."
Das drückte sich unter anderem in der Klassengröße aus, wie die Lehrerin Sandra Schmatz feststellte. "Wir klagen ja schon, wenn wir 24 Schüler in einem Raum sitzen haben. Aber in China sind 60 bis 70 Schüler gang und gäbe und das ist natürlich sehr schwierig für die Lehrer, die sind natürlich nicht glücklich über diese Situation."
Lars Wiesemes war einer von neun Schülern, die im Frühjahr nach China gereist sind. "Es war eine schöne Erfahrung, alles war viel größer und es war sehr schön, eine andere Kultur kennenzulernen." Rachel Habsch war von einer Sache ganz besonders beeindruckt: "Die Gastfreundschaft ist vor allem sehr viel stärker als hier. Ich finde, die Leute sind von ihrer Art viel herzlicher und wärmer als wir allgemein."
Nun hat Rachel selbst eine Austauschschülerin aus China bei sich zu Gast. "Es läuft schon sehr gut. Wir waren gestern spazieren und sie findet die Landschaft sehr schön. Das ist auch ein ganz neuer Eindruck für sie, weil in der großen Stadt kennen sie nicht so viel Natur wie hier. Und jeder hat hier sein eigenes Haus, seinen Garten. Das fand sie auch schon richtig toll."
Auch Lars Wiesemes ist mit seiner Familie nun Gastgeber für einen Austauschschüler aus China. Inwiefern hilft dabei der Chinesisch-Unterricht an der Schule? "Also, das Chinesisch ist eher so als Ergänzung, hauptsächlich funktioniert es auf Englisch. Aber das klappt ganz gut."
Und für alle Fälle ist da ja noch die Chinesisch-Lehrerin Chen Jiang. "Die sprechen auch einigermaßen gut Englisch. Und dann habe ich die Rolle, dass ich immer zwischendurch übersetze, auf Deutsch und auf Chinesisch, das geht ganz gut."
Bei ihren Schülern hat die Chinesisch-Lehrerin im Zuge des Austauschs eine zusätzliche Motivation feststellen können - "weil die Schüler, die Chinesisch gewählt haben, die haben mehr Gefühl: Warum lerne ich Chinesisch, wozu lerne ich Chinesisch? Diesen Kontakt aufzunehmen ist sehr wichtig."
Womit der eigentliche Zweck des Austauschs erfüllt wäre, sagt BS-Direktor Roland Lentz. "Da haben wir uns ganz einfach etwas überlegt im letzten Jahr, um gerade die Schüler noch mehr in die Kultur einzubeziehen, dass wir eben einen Austausch planen. Das hat doch relativ lange gedauuert, bis wir eine Schule gefunden hatten. Ursprünglich war es auch geplant: Deutsch-Chinesisch, momentan läuft es noch meistens auf Englisch. Aber in Zukunft wird in dieser Schule auch Deutsch angeboten."
Text und Bilder: Stephan Pesch