Hildegard (Name von der Redaktion geändert) ist im Kongo geboren und als Studentin vor dem Diktator Mobutu geflohen. Damals hat sie ihren vierjährigen Sohn zurückgelassen. Seit 20 Jahren hat sie ihn nicht gesehen. Zur Zeit könne sie ihre Familie nicht mal telefonisch erreichen.
Die Opposition hatte zu Protesten gegen Staatspräsident Kabila aufgerufen, weil Kabila keine Wahlen ausruft und eine dritte Amtszeit anstrebt. Bei den Demonstrationen kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Mindestens 32 Menschen kamen ums Leben.
Die Lage im Kongo sei schlimm, sagt Hildegard. Vor lauter Hunger müssten sich schon Achtjährige prostituieren, damit sie wenigstens eine Scheibe Brot erhalten. Für sie eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, da das Land doch so reich an vielen Bodenschätzen sei.
Präsident Kabila müsse weg, sagt Hildegard. Sie kann nicht verstehen, dass ihr Land so arm sei. Dabei hätten die Menschen nur einen Wunsch: Wenigstens eine Mahlzeit für die Kinder oder die Möglichkeit zur Schule zu gehen.
In Ruhe zur Schule gehen
Hildergard und ihr Mann arbeiten beide im Dienstleistungssektor. Sie verdient nach eigenen Angaben rund 850 Euro Netto. Obwohl sie mehrere Kinder haben, unterstützt sie ihre betagten Eltern im Kongo. Hildegard überweist monatlich 250 Euro.
Ihr Bruder, der im Kongo als Professor arbeitet, müsste dringend operiert werden. Gerne würde sie ihm Geld schicken, doch sie weiß weder ein noch aus. Sie träumt davon, ihre Mutter noch einmal im Leben zu sehen. Doch zur Zeit sei es für sie unmöglich, in den Kongo zu reisen. Sie habe zu viel Angst, diese Reise nicht zu überleben.
Hildegard fordert gerechte Wahlen im Kongo und wünscht sich Hilfe von Belgien. Keiner kenne die alte Kolonie so gut wie die Belgier. Ihre Mutter habe ihr immer gesagt, dass man zur Zeit der Kolonialherrschaft wenigstens in Ruhe zur Schule gehen konnte. Kaum zu glauben, aber Hildegard wünscht sich einen Zustand wie zum Ende der Kolonialherrschaft zurück.
Wer in Belgien lebt, ist reich, sagt Hildegard. Wenn sie sieht, wie Kinder ganz normal in die Schule gehen, dann empfinde sie manchmal einen tiefen Schmerz, weil es den Kindern im Kongo so viel schlechter gehe.
mz/dop/km - Bild: Mustafa Mulopwe/AFP