Zufriedene Gesichter bei Regierung, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter. Mit dem neuen Rahmenabkommen erhält der nichtkommerzielle Sektor zusätzliche Mittel in Höhe von 500.000 Euro. Zum nichtkommerziellen Sektor gehören die Sozialorganisationen, der Behindertensektor, aber auch Vereinigungen aus den Bereichen Kultur, Sport oder Tourismus.
Das meiste Geld fließt in die Anpassung der Gehaltstabellen und die Anerkennung und Berücksichtigung von Dienstjahren - mehr Geld in der Lohntüte also. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir seit 2007, dem Jahr der Krise, bei den Löhnen de facto überhaupt keinen Fortschritt mehr gemacht haben. Wir haben seit acht Jahren eigentlich eine totale Lohnblockade und man hat uns sogar die Löhne gekürzt, indem man den Index nicht angepasst hat", sagt Renaud Rahier von der sozialistischen Gewerkschaft FGTB.
"Das heißt, dass wir dadurch schon sehr viel Geld verloren haben, obwohl ja links und rechts alles teurer wird. Und diese Anstrengung der DG, den Großteil der Mittel wirklich in die Löhne der Menschen zu investieren, ist für uns sehr wichtig, damit die Leute auch irgendwo wieder am Ende des Geldes nur noch wenig Monat übrig haben."
Pflegenotstand
Vor allem der Sozialbereich kämpft seit Jahren mit einem Pflegenotstand. Qualifizierte Mitarbeiter zieht es ins gerne benachbarte Ausland. Die Gehälter in Deutschland und Luxemburg sind nunmal attraktiver. "Wir müssen auch hier attraktive Löhne anbieten, damit sie auch hier vor Ort die Leistung erbringen. Wir brauchen diese Menschen, die anderen Menschen in ihrem täglichen Ablauf behilflich sind - wie Familienhelfer, wie die Begleitung für Menschen mit einer Einschränkung. Das ist sehr wichtig. Wir brauchen qualifizierte Menschen vor Ort und die müssen wir auch finanzieren."
Doch bei aller Freude über das Lohnplus - alle Forderungen wurden natürlich nicht erfüllt. "Wir hätten uns in diesem Abkommen mehr gewünscht. Es ist natürlich auch so, dass wir die einzigen landesweit sind, die ein Abkommen im nicht-kommerziellen Sektor abgeschlossen haben. Die anderen stehen überall im ganzen Land in der Warteschleife", erklärt Vera Hilt von der christlichen Gewerkschaft CNE.
"Aber es sind natürlich noch Herausforderungen da. Ich spreche vom Ende der Berufslaufbahn, von psychosozialen Risiken, die in diesem Sektor auch sehr groß sind. Dort wird mit Menschen gearbeitet und da muss man ein Augenmerk drauf legen. Also, es ist noch einiges zu tun. Und natürlich sind wir zufrieden, dass wir ein Abkommen haben."
Im soziokulturellen Bereich müsse weiter an einer Angleichung der Barema gearbeitet werden, sagt Nico Halmes vom zuständigen Arbeitgeberverband. Und zu den kommenden Herausforderungen zählt auch die Entlohnung der sogenannten "unregelmäßigen Leistungen". Da hinke man dem kommerziellen Sektor noch hinterher, sagt Vera Hilt. "Da zählen Nachtarbeit zu. Da zählen getrennte Dienste zu, also sehr kurze Schichten an mehreren Zeiten des Tages, oder Spätdienste. Da müssen wir auf jeden Fall noch etwas tun, um dies auch finanziell anzuerkennen."
Mehraufwand für Arbeitgeber
Doch nicht nur die Arbeitnehmer freuen sich. Die Aufwertung des gesamten Sektors ist auch für die Arbeitgeber eine Anerkennung. Doch die ist auch mit einigen Anstrengungen verbunden. Für Christoph Ponkalo vom nichtkommerziellem Arbeitgeberverband Anikos müsse darauf geachtet werden, dass die zusätzlichen Verwaltungskosten im Rahmen bleiben.
Und Patrick Heinen als Vertreter der Beschützenden Werkstätten weist darauf hin, dass nicht nur die Regierung ihren Geldbeutel aufmacht. "Was die Regierung hier im nicht-kommerziellen Bereich hinzuschießt, an Maßnahmen, an Geldern, ist maximal ein Drittel von der Summe, die die Werkstätten dann in der Endfassung aufbringen müssen. Das heißt, es kommen automatisch noch zwei Drittel von den Werkstätten hinzu."
In Zeiten knapper Kassen mehr Geld in den nichtkommerziellen Sektor fließen zu lassen sieht Ministerpräsident Oliver Paasch als Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und sozialer Gerechtigkeit. In Flandern und besonders der Wallonie wird in diesem Bereich massiv gespart.
Mehreinnahmen für die DG
Und auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft hätte es vor kurzem auch nicht viel anders ausgesehen. "Wir haben seit zwei Jahren Haushaltsdisziplin an den Tag legen müssen, um zusätzliche Handlungsspielräume finanzpolitisch zu erarbeiten. Und zum zweiten haben wir während eines ganzen Jahres mit der föderalen Regierung über eine Refinanzierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft verhandelt. Das hat ein ganzes Jahr gedauert."
"Aber das Resultat umfasste immerhin sieben Millionen Euro Mehreinnahmen für die DG pro Jahr. Diese beiden Elemente waren die notwendigen Grundlagen, mehr Geld für den Sektor bereitstellen zu können", so Ministerpräsident Paasch.
Text und Bild: Volker Krings