"Wir wollen alles tun, damit es wie immer ein unbeschwertes und fröhliches Volksfest wird", erklärten Veranstalter und Polizei unisono bei der Vorstellung des Programms zum 15. August. In diesem Jahr hat die Stadt Lüttich die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. 600 Polizisten sind in der Festwoche im Einsatz.
Am 15. August - dem Höhepunkt der Feiern - wird das Viertel Outremeuse weiträumig abgesperrt und ist nur an bestimmten Einlassstellen zugängig. "Das Fest findet in einem Wohnviertel statt. Es gibt zehn Kontrollpunkte, wo Polizisten und Soldaten die Besucher vor dem Einlass überprüfen und sicher stellen, das keine großen Taschen mit reingenommen werden", erklärt Kommissar Jean-Michel Paquay.
Trotz der verschärften Sicherheitsmaßnahmen soll alles so normal wie möglich ablaufen. "Wir haben in der Tat einige Maßnahmen getroffen aufgrund der aktuellen Bedrohungslage. Wir wollen das aber nicht in den Vordergrund stellen. Das Fest findet statt, und wir tun alles, damit es ohne Zwischenfälle abläuft", so Paquay.
Willkommen heißen, nicht abschrecken
Willkommen heißen, nicht abschrecken - so das Motto der Vereinigung "Freie Republik Outremeuse", die das Fest ausrichtet. Ihr Vizepräsident Christian Desloovere sieht aber in diesem Jahr eine besondere Herausforderung: "Wir haben nie eine vergleichbare Situation erlebt und wir müssen lernen, damit umzugehen. Wir tun alles, dass das Fest unter besten Bedingungen stattfindet. Das ist eine Herausforderung - auch für die Zukunft."
Für die Bevölkerung von Outremeuse ist das Volksfest zum 15. August nicht mehr wegzudenken. Es ist Teil ihrer Kultur. "Das ist Teil der Seele des Viertels: die Marionetten, die Marienfiguren in den Nischen der Hausfassaden - das gehört zu uns. Wir sind eines der wenigen Viertel, wo es noch Floklore gibt. Und außerdem ist es ein Treffpunkt für die ganze Provinz geworden. Aus dem Viertelfest ist im Laufe der Jahrzehnte eine der größten Veranstaltungen in der Wallonie geworden", erklärt Desloovere.
Das Fest erstreckt sich über eine Woche. Es beginnt mit einem großen Trödelmarkt am 6. und 7. August. Am Wochenende darauf geht es weiter mit Marionettentheater, einem Kinderfest, dem großen Knallkörper-Schießen und vielen Konzerten.
Drumband Kettenis führt Folkloreumzug an
Höhepunkt ist der 15. August. Am Fest Mariä Himmelfahrt wird morgens die schwarze Madonna in einer Prozession durch die Straßen getragen. Es gibt eine große Verehrung für diese Marienstatue, die sich in der Kirche Saint Nicolas befindet. Draußen wird eine Messe in wallonischer Sprache gefeiert mit 2000 bis 3000 Besuchern. Sehr typisch sind auch die Hausnischen mit den Marienstatuen: rund 20 davon gibt es in Outremeuse. Sie werden von den Bewohnern jedes Jahr neu dekoriert", erklärt Desloovere.
Nachmittags geht der große Folkloreumzug durch das Viertel. In diesem Jahr wird er von ostbelgischen Gästen angeführt. "Die Drumband Kettenis wird die erste Gruppe sein. Dann folgen die traditionellen Géants, die Riesen der Provinz Lüttich. Die Folklore ist vielfältig: mehr als 20 Gruppen, zehn Musikvereine, Festwagen und mehr als 1000 Teilnehmer." Darunter auch die Schützenvereine aus Gemmenich, Hombourg, Montzen und Sippenaeken, die in diesem Jahr Ehrengäste sind.
Beendet wird das Fest am 16. August mit der skurrilen Beerdigung des Schinkenknochens - und das hoffentlich nach einem Volksfest ohne Zwischenfälle, so die Freie Republik Outremeuse. Auch in diesem Jahr rechnet sie wieder mit Zehntausenden Besuchern. Die Polizei rät Besuchern, außerhalb von Outremeuse zu parken oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Michaela Brück - Bilder: Michel Krakowski (belga)/ BRF