"Die türkische Gesellschaft ist mehr und mehr gespalten in ein pro- und ein contra-Erdogan-Lager", sagt Pauquet im BRF-Interview. Ein Putschgerücht habe es schon seit Jahren gegeben, dennoch beschreibt Marc Pauquet die Lage unmittelbar vor dem Putschversuch als ruhig. "Ich habe nicht daran geglaubt und war sehr überrascht, dass es dann zu diesem sehr amateurhaften Putschversuch gekommen ist." Die Menschen in der Türkei seien schockiert gewesen, schließlich sei die Partei AKP demokratisch durch Wahlen legitimiert.
Nach dem gescheiterten Staatsstreich habe sich die Lage sehr schnell wieder normalisiert. "In Istanbul ist heute alles wie immer", erzählt Marc Pauquet. Auch nach dem Attentat auf den Istanbuler Flughafen war die Turkei sehr schnell zur Normalität zurückgekehrt. "Selbst kurz nach dem Anschlag waren alle Spuren davon abgedeckt. Als ich letzte Woche von dort aus geflogen bin, waren die Schäden schon repariert."
Er selbst fühle sich in der Türkei sicher, sogar sicherer als in Belgien. "Wenn ich in Brüssel abends über die Straße gehe, habe ich ein mulmigeres Gefühl als hier", gesteht Pauquet im BRF.
Marc Pauquet hielt sich zum Zeitpunkt des Putschversuchs in einer Ortschaft in der Nähe von Istanbul auf. Wie viele Türken hat auch Marc Pauquet in der betreffenden Nacht vor dem Fernseher gesessen. "Wir haben hier auf der einen Seite ein staatlich kontrolliertes Fernsehen, das auch ein englisches Programm ausstrahlt und auf der anderen Seite private Sender, die alle ihre politische Orientierung haben", sagt Pauquet. Jeder Sender habe so seine Auslegung der Geschehnisse. Er selbst bilde sich seine Meinung, indem er ebenfalls deutsches, französisches oder US-amerikanisches Fernsehen schaue. "Viele in der Türkei schauen aber natürlich auch CNN", meint Marc Pauquet.
Chantal Delhez - Bild: Callebaut