In dem mehrseitigen Gespräch, das heute vom deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel " veröffentlicht wird, sagt De Wever unverblümt, was er denkt. Deutschland ist wieder die Lokomotive Europas, und Belgien ist der kranke Mann des Kontinents geworden.
"Wenn es möglich wäre, den belgischen Staat durch Reformen wieder auf ein gutes Gleis zu setzen, würde ich das nicht verhindern - doch das ist nicht möglich", sagt De Wever.
Die Wallonen und die Sozialisten als stärkste Partei blockieren alle sinnvollen Reformen. Die Folge ist der Zerfall des Landes.
Der König spielt noch eine politische Rolle, bedauert der N-VA-Präsident. Für die Flamen ist das ein Problem, denn er denkt anders als sie. De Wever unterstreicht, er sei Verfechter einer finanziellen Solidarität mit der Wallonie, doch dieses Geld dürfe keine Infusion sein, wie die "Droge für Junkies".
De Wever gibt auch eine Erklärung für sein Zögern bei den Verhandlungen: Wenn wir einer Föderalregierung beitreten, haben wir gute Chancen, die nächsten Wahlen zu verlieren, sagte er dem Spiegel.
De Wever: "Ich habe nur meine Ansichten verteidigt"
De Wever hat seine Aussagen heute Morgen im flämischen Rundfunk noch einmal bekräftigt. Er bedauere, dass einige Äußerungen von der belgischen Presse aus dem Kontext gerissen worden seien. Er habe darin jedoch nur seine Ansichten verteidigt.
Der N-VA-Chef weist Vorwürfe zurück, sein Interview nehme den weiteren Verlauf der Regierungsverhandlungen vorweg. Wer dies meine, wolle vielleicht selbst die Verhandlungen abbrechen oder sich der N-VA entledigen, so De Wever.
Reaktionen der PS
Das Interview von Bart De Wever hat bei den frankophonen Sozialisten PS Reaktionen ausgelöst. Föderalministerin Onkelinx erklärte, De Wever spiele mit dem Feuer. Für Parteipräsident Di Rupo geht der N-VA-Chef mit seinen Äußerungen ein Risiko ein. Dennoch will er die Verhandlungen über eine Staatsreform zum jetzigen Zeitpunkt nicht abbrechen.
as/jp - Bild: belga
Es ist vielleicht nicht sehr diplomatisch was er alles gesagt hat. Aber , irgendwann muss man offen über Alles sprechen können.
Seit 180 Jahre muss man als Flamen sich vieles gefallen lassen von Französich-sprechend Belgien, zahlen dürfen aber die Flamen.
In Brüssel, dass offiziell die 2-sprachige Hauptstadt ist, kulturell und geographisch gesehen aber Flämisch, wird man,wenn man Flämisch( die Sprache der Mehrheit) spricht sehr oft einfach nicht wahrgenommen, nicht bedient usw....Und das sogar in Spitäler, ÖV, bei der Polizei usw....
Jedes Volk hat irgendwann genug davon.
Hallo Dirk,
es ist aber schon so, dass Brüssel schon eher mehrheitlich französisch-sprachig ist. Die Bevölkerung, die dort lebt, ist zweisprachig (die echten Brüsseler) oder frankophon, bzw die vielen nordafrikanisch-stämmigen Einwohner sind auch neben ihrer Muttersprache (meistens arabisch) dann eher frankophon, und die ganzen Angestellten der internationalen Behörden und Firmen eher englisch-sprachig und im Zweifel Französisch, wenn überhaupt. Aber bestimmt nicht Niederländisch. Die offiziellen belgischen Statistiken sprechen von 80/20 frz/nl. was gefühlt auch so hinkommt.
Deine Reaktion auf den Artikel zeigt aber mir (als Nicht-Belgier, der seit 19 Jahren in Brüssel lebt) auch wieder, dass der Belgier an sich (wenn man Dich als stellvertretend nimmt) das alles auf diese Sprachenfrage reduziert wird. Ihr merkt eigentlich gar nicht, dass das nur benutzt wird, damit die Politiker-Kaste sich auf Eure Kosten bereichern kann.
Wenn ich in Löwen oder Gent in ein Krankenhaus oder zur Polizei gehe, muss ich übrigens auch damit rechnen, dass die nicht gerade Französisch oder Deutsch (Landessprache !!!) können. Ich habe, in Wezembeek Oppem (Fazilitätsgemeinde, also juristisch offiziell zweisprachig) ein Schreiben von der Polizei, in Französich bekommen, da fliegt Dir der Hut weg ! Da schert sich auch niemand drum dass in WZO "mehrheitlich" die Leute Frz. sprechen. Ist halt in Flandern und entsprechend krieg ich da (obwohl ich ein staatlich verbrieftes "Recht" dazu habe) auf Französisch die Papiere um die Ohren geschlagen dass es nur so rauscht. Da müssen wir alle hier mit leben, können wir wohl auch, aber wenn wir das alles auf solche Anektoten reduzieren und Ihr Euch nicht dafür interessiert was Eure Politiker und Eure hundert tausend Minister da WIRKLICH machen, dann verliert Ihr alle. Flamen sowie auch die Wallonen.