Ein symbolischer Knopfdruck durch König Philippe und die übrigen die Ehrengäste - dann blasen alle Schiffe in ihr Signalhorn. Und damit ist die neue Kieldrechtsluis offiziell eröffnet. Später passiert mit dem italienischen Frachter MS Grande Lagos von der Reederei Grimaldi das erste Schiff die Anlage.
Mit dieser Kieldrechtsluis schafft es der Hafen von Antwerpen buchstäblich ins Guinness-Buch: 500 Meter lang, 68 Meter breit und rund 18 Meter tief. Damit ist die Schleuse nicht nur die größte der Welt, Antwerpen kann damit auch die größten Schiffe der Welt abwickeln, sagte Professor Thierry Vanelslander, Transportexperte an der Uni Antwerpen, in der VRT.
Bauzeit betrug 55 Monate
Wie enorm das Bauwerk wirklich ist, das bringt der flämische Mobilitätsminister Ben Weyts auf den Punkt: So breit wie eine Autobahn mit 19 Fahrspuren, so lang wie 28 Gelenkbusse, 22.000 Tonnen Stahl, so viel, das man damit den Eiffelturm drei Mal bauen könnte.
55 Monate haben die Bauarbeiten gedauert. Auch das ist eigentlich eine Rekordzeit, bedenkt man den enormen Aufwand, der betrieben werden musste: Fünf Millionen Kubikmeter Erde mussten bewegt werden, obendrauf noch einmal fünf Millionen Kubikmeter für die neue Fahrrinne, 100.000 Kubikmeter Stahlbeton wurden verarbeitet - alles in allem eine riesige Herausforderung, sagt der leitende Ingenieur Freddy Aerts.
380 Millionen Euro hat das Bauwerk der Superlative gekostet, größtenteils aufgebracht von der flämischen Region, mit Hilfe der Europäischen Investitionsbank. Für den Antwerpener Hafen bringt es aber quasi unbezahlbare Vorteile. Zunächst ist es eben so, dass man dadurch dem heutigen Trend hin zu immer größeren Schiffen Rechnung trägt.
380 Millionen für das Bauwerk der Superlative
Viel wichtiger sei aber, so sagt Thierry Vanelslander, dass man damit einen zweiten Zugang zum sogenannten Waaslandhaven schafft, genau gesagt zum hypermodernen Deurganckdok. Bislang gab's da nur eine Schleuse, die Kallosluis. Die war nicht nur zu klein geworden. Zudem sei es zu riskant, nur mit einer Schleuse zu arbeiten. Wenn die ausfällt, das steht alles still. Und nicht zuletzt erlaubt es die neue Anlage, die Waren viel schneller zu löschen, als das bisher der Fall war...
Die Kieldrechtsluis ist ein Quantensprung für den Antwerpener Hafen. Aber nicht nur für den Hafen, betont der Antwerpener Hafenschöffe Marc Van Peel. Hier geht es nicht nur um den Umschlag von Waren, dahinter hängt ja eine ganze Kette: Die Waren werden weiterverarbeitet, werden gelagert, werden an Geschäfte geliefert. Die Tatsache, dass all das jetzt schneller und effizienter abgewickelt wird, bringt auch all diesen anderen Gliedern in der Kette nur Vorteile. Hier werden dauerhaft neue Arbeitsplätze geschaffen.
Davon profitieren werden unter anderem auch Binnenhäfen wie Lüttich, der ja ohnehin schon eng mit Antwerpen zusammenarbeitet. In den nächsten Tagen werden noch weitere Testdurchfahrten vorgenommen. Spätestens Ende des Monats nimmt die Kieldrechtsluis dann endgültig ihren regulären Betrieb auf - die größte Schleuse der Welt.
belga/fs/dop/rop - Bild: John Thys (afp)