Die Verhandlungen zwischen Bpost und PostNL liefen anscheinend schon seit Monaten. Sichtbar wurde das aber erst am Freitag, als die Aktien beider Unternehmen an den Börsen von Brüssel beziehungsweise Amsterdam vom Handel ausgesetzt wurden - die heiße Phase also. Gemutmaßt wurde, dass Bpost den niederländischen Konkurrenten übernehmen könnte.
Das Wochenende musste die Lösung bringen. Vor dem Börsenauftakt am Montagmorgen musste man den Märkten irgendetwas sagen können. "Am Ende mussten wir uns aber eingestehen, dass es nicht zu einer Einigung kommen würde", sagte Postchef Koen Van Gerven. Die Positionen waren bis zum Schluss wohl immer noch zu weit voneinander entfernt.
Börsenaufsicht schaltet sich ein
Van Gerven übte dabei aber harsche Kritik an dem PS-Politiker Jean-Pascal Labille. Labille hatte am Freitagmorgen in der RTBF indirekt die Existenz der Fusionsgespräche enthüllt: "In einigen Stunden wird die Post aufgehört haben, ein Staatsbetrieb zu sein", hatte Labille gesagt. Diese Aussagen seien total deplatziert gewesen, reagierte jetzt der Postgeschäftsführer. Er wisse zwar nicht, welches Ziel Labille da verfolgt habe. Gerade bei solchen Verhandlungen seien aber Diskretion und Verschwiegenheit oberstes Gebot, sagte Van Gerven.
Die Börsenaufsicht prüft nun, ob sich Labille der illegalen Kursmanipulation strafbar gemacht hat, wie am Montagmittag bekannt wurde. Das Verbreiten von Gerüchten, die Auswirkungen auf Aktienkurse haben, ist strafbar.
Bpost-Aktien verlieren nach geplatzten Übernahmeplänen an Wert
Die geplatzte Übernahme des niederländischen Logistikkonzerns PostNL durch Bpost hat Anleger enttäuscht. Die Papiere von Bpost büßten am Montag in Brüssel zwei Prozent ein. Dagegen legten die Anteilsscheine von PostNL an der Börse in Amsterdam um vier Prozent zu. Das begründen Analysten unter anderem damit, dass der Übernahmepoker das Unternehmen interessanter gemacht habe für andere potenzielle Käufer.
belga/rtbf/rop/jp/okr - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA