Einen Monat nach den Brüsseler Anschlägen will die Föderalregierung am Freitag Maßnahmen beschließen, um der notleidenden Wirtschaft in und um Brüssel unter die Arme zu greifen. Der Untersuchungsausschuss soll klären, wie es zu den Anschlägen kommen konnte. Was ist schief gelaufen bei Polizei und Justiz? Und welche Fehler hat die Politik gemacht? Spätestens am Ende des Jahres sollen konkrete Antworten vorliegen.
Die Abgeordneten unter Vorsitz des OpenVLD-Politikers Patrick Dewael werden am Freitag - genau einen Monat nach den Attentaten - die Anschlagsorte besuchen, um sich vor Ort ein Bild der Tragödie zu machen. Zunächst die Metrostation Maelbeek, dann den Flughafen in Zaventem.
Dort normalisiert sich die Lage von Tag zu Tag. Immer mehr Flüge können täglich starten und landen. Brussels Airlines fliegt mittlerweile wieder mit 80 Prozent seiner üblichen Kapazitäten. Allerdings sind 23 der insgesamt 38 Mitarbeiter vom Bodenpersonal der Fluggesellschaft noch krank geschrieben.
Auch andere Dienste melden einen Monat nach den Anschlägen einen hohen Krankenstand. Insgesamt ist etwa die Hälfte der Flughafenmitarbeiter, die den Anschlag miterlebt haben, noch nicht wieder dienstfähig. Sie können psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Zum Angebot zählen auch spezielle Führungen durch die Abfertigungshalle, um die Mitarbeiter an ihre neue Arbeitsumgebung zu gewöhnen. Von den Opern der Anschläge werden 41 noch in Krankhäusern behandelt, 22 davon auf der Intensivstation.
Unterdessen fühlen sich die Mitarbeiter der Gepäckabfertigung am Flughafen Zaventem mit dem Generalverdacht konfrontiert, unter ihnen seien radikalisierte Moslems. Nach Aussage der sozialistischen Gewerkschaft werden alle festeingestellten Mitarbeiter streng kontrolliert. Von daher sei dieser Verdacht unhaltbar.
Bahnverkehr zum Airport wird wieder aufgenommen
Ab Freitagnachmittag 14:00 Uhr wird es auch wieder möglich sein, mit der Bahn zum Brussels Aiport zu fahren. Die SNCB nutzt dazu den alten Flughafen-Bahnhof, der etwa 100 Meter vom neuen Bahnhof entfernt ist. Der neue wurde durch die Anschläge zwar nicht beschädigt, die Zugangswege vom unterirdischen Bahnhof zum Airport sind aber noch nicht wieder freigegeben. Reisende sollten sich darauf einstellen, dass der alte Bahnhof kleiner ist und nur über geringere Kapazitäten verfügt.
Die verwüstete U-Bahn-Haltestelle Maelbeek soll ab Montag wieder zugänglich sein werden, wie die Verkehrsbetriebe STIB mitteilen. Die Brüsseler U-Bahn verkehrt aus Sicherheitsgründen aber weiterhin nur zwischen 6:00 und 22:00 Uhr. Am Samstag haben die Überlebenden des Anschlags die Gelegenheit zu einem Besuch der Metrostation. Dabei werden sie von Psychologen begleitet.
Die Terroranschläge und die Folgen für die Wirtschaft
Die Terroranschläge vom 22. März haben auch schwere Auswirkungen auf die belgische Wirtschaft. Das gilt insbesondere für Unternehmen in der Brüsseler Region. Am Freitag treffen sich einige Minister der Föderalregierung mit Vertretern der Unternehmensverbände. Dabei soll ein Zehn-Punkte-Maßnahmenkatalog vorgestellt werden, mit dem Ziel, der angeschlagenen Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Das kündigte Premier Charles Michel im flämischen Fernsehen an. Vorgesehen ist die Möglichkeit, Zahlungen von Steuern und Sozialabgaben befristet auszusetzen. Auch die Lockerung der Vorschriften bei der Kurzarbeit ist angedacht.
Wenig Verständnis zeigte der Premier für eine Aktion der niederländischen Fluggesellschaft KLM. Sie lockt Passagiere mit einem Gratis-Zugticket von Brüssel zum Amsterdamer Flughafen. Michel sagte dazu, dies sei gegen die Regeln des Fair-Play.
vrt/alk/sh - Bild: Seppe Knapen/BELGA