Das Timing hätte wohl unglücklicher nicht sein können. Am Nachmittag bezog die Regierung in der Kammer Stellung zum jüngsten Vorstoß der deutschen Bundesregierung in Sachen Doel 3 und Tihange 2.
Die deutsche Umweltministerin Hendricks war an Belgien mit der Bitte herangetreten, beide AKW bis auf weiteres abzuschalten. Ein deutsches Expertengremium sieht im Zusammenhang mit den Materialschwächen in den Reaktorkesseln der beiden Meiler noch offene Fragen. In den Meilern waren Materialschwächen am Reaktordruckbehälter festgestellt worden. Beide Anlagen waren erst Ende 2015 wieder ans Netz gegangen.
"Doel 3 und Tihange 2 genügen strengsten Sicherheitsnormen. Es gibt keinen Grund, beide Meiler vom Netz zu nehmen", sagte Finanzminister Johan Van Overtveldt, der seinen zuständigen Ministerkollegen Jan Jambon vertrat. Die belgische Atomaufsichtsbehörde Fank arbeite im Gegensatz zu ihrem deutschen Pendant von der Regierung unabhängig. Die Föderalregierung habe keinen Grund, die Einschätzung der Fank in Zweifel zu ziehen.
Fast im selben Augenblick kam die Meldung, dass sich Doel 3 bei einem Testlauf automatisch abgeschaltet hat. Das deute auf ein Problem hin, räumte eine Sprecherin des Betreibers Engie-Electrabel ein, wobei die genaue Ursache noch unklar sei. Nach ersten Informationen soll Doel 3 mindestens für 24 Stunden abgeschaltet bleiben.
rop/okr - Bild: Eric Lalmand/BELGA