"Nicht ohne Befremden" reagiert die Fank auf die neuerliche Post aus Deutschland. Anlass für dieses Befremden ist die deutsche "Bitte" an Belgien, die beiden Atomkraftwerke Doel 3 und Tihange 2 bis auf Weiteres abzuschalten.
Es handle sich um eine "Bitte", sagte im Deutschlandfunk auch Jochen Flasbarth, Staatssekretär im deutschen Umweltministerium. Man denke eben an die Sicherheit der Bewohner der deutschen Bundesländer an der Grenze zu Belgien.
Die deutsche Umweltministerin stützt sich auf ein Gutachten der deutschen Reaktorsicherheitskommission. Dieses Gremium berät das deutsche Umweltministerium in Fragen der Sicherheit von Kernreaktoren. Das dreiseitige Dokument trägt den Titel "Vorläufige Kurzbewertung der Sicherheitsnachweise für die Reaktordruckbehälter der belgischen Kernkraftwerke Doel 3 und Tihange 2".
Konkret hat diese Reaktorsicherheitskommission die Schlussfolgerungen der belgischen Kollegen der Atomaufsichtsbehörde Fank unter die Lupe genommen, also das Gutachten, das letztlich dazu geführt hat, dass Doel 3 und Tihange 2 wieder hochgefahren wurden.
Im Großen und Ganzen teilen die deutschen Experten auch die Einschätzungen der belgischen Kollegen. Im Normalbetrieb würden die festgestellten Materialschwächen die Stabilität der Reaktordruckbehälter nicht beeinträchtigen, heißt es sinngemäß. Läuft alles wie geplant, dann gibt es keine Bedenken.
Anders sieht das dann aus, wenn es ein Problem gibt. Sinngemäß heißt es in dem deutschen Gutachten, dass es zwar keine konkreten Hinweise gibt, dass die Sicherheitsmargen bei einem Störfall nicht reichen. Es gebe aber auch keine Beweise, dass das Material standhält.
Fank stellt Bedingungen
Bei der Fank kann man das nicht wirklich nachvollziehen. Schließlich habe es doch mehrere gemeinsame Arbeitstreffen von belgischen und deutschen Experten gegeben. 15 Fragen hatte die deutsche Seite an die belgischen Behörden gerichtet, die alle beantwortet wurden.
Die Fank bleibt bei ihrer Einschätzung: "Doel 3 und Tihange 2 sind sicher", sagte Fank-Sprecherin Nele Scheerlinck dem BRF. Die deutsche Kritik, wonach die Reaktordruckbehälter bei einem Störfall zum Problem werden können, weil die Sicherheitsmargen womöglich zu klein sind, lässt man nicht gelten.
Bei der Fank kann man seinen Ärger über das deutsche Vorgehen kaum verhehlen. Fank-Chef Jan Bens erklärte per Kommuniqué, dass man weiterhin bereit sei, mit den deutschen Kollegen zusammenzuarbeiten, wie man es ja auch etwa mit den niederländischen oder luxemburgischen Partnern tue - unter der Bedingung allerdings, dass sich die deutsche Seite dabei konstruktiv zeige.
Sprecherin Nele Scheerlinck erinnerte noch einen anderen Aspekt. Deutschland habe ja schließlich den Atomausstieg beschlossen. "und jetzt ist es wohl Teil der deutschen Energiepolitik, dass sie auch die Nachbarländer überzeugen wollen, das zu tun. Aber das ist eine gesellschaftliche Diskussion und hat nichts mit technischen Diskussionen zu Themen wie Doel 3 und Tihange 2 zu tun." Der Ton wird also offensichtlich schärfer.
rop/km - Bild: Dirk Waem/BELGA