Nach dem Doppelanschlag von Brüssel ist am Dienstagmorgen eines der Opfer seinen Verletzungen erlegen, meldete die VRT. Damit wären 32 Menschen ums Leben gekommen, offiziell wird allerdings immer noch von 31 Toten gesprochen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga wurde außerdem im Flughafen Zaventem eine weitere Leiche gefunden. Diese Information wurde ebenfalls noch nicht offiziell bestätigt.
Die Zahl der Verletzten liegt bei rund 270. 151 Verletzte werden noch in Krankenhäusern behandelt. 50 von ihnen seien schwer verletzt, darunter etwa ein Dutzend Menschen, die noch in Lebensgefahr schweben.
Die Identifizierung der Toten benötige ebenso Zeit, da die Behörden jegliche Verwechslung ausschließen wollen. Außenminister Didier Reynders geht davon aus, dass die Opfer aus rund 40 verschiedenen Ländern stammten.
Die Föderale Staatsanwaltschaft hat am Mittag über den neuesten Ermittlungsstand informiert. Die Ermittlungen seien in den letzten 24 Stunden durchaus schon vorangekommen, sagte Föderalprokurator Frédéric Van Leeuw.
"Der Mann, der auf dem Fahndungsfoto aus dem Brüsseler Flughafen in der Mitte zu sehen ist, wurde identifiziert. Es handelt sich um Ibrahim Bakraoui, einen 29-jährigen Belgier, einen von zwei Selbstmordattentätern", sagte Van Leeuw. Ibrahim Bakraoui hatte vor sechs Jahren bei einem Überfall mit einem Sturmgewehr auf Polizisten geschossen. Für diese Tat war er zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, kam aber nach vier Jahren wieder frei und war dann spurlos verschwunden.
Der zweite Selbstmordattentäter, links auf dem Foto, sei hingegen noch nicht identifiziert worden. Der dritte Mann rechts auf dem Foto ist noch unbekannt. "Wir wissen, dass er einen Bombenkoffer in der Eingangshalle abgestellt hat. Nach ihm wird aktiv gefahndet", sagt Van Leeuw. In Medienberichten hatte es geheißen, bei diesem Mann habe es sich um Najim Laachraoui gehandelt, der Bombenbauer der Pariser Attentäter gewesen sein soll. Diese Information hat der Föderale Prokurator nicht bestätigt.
Fakt ist: "Der Bombenkoffer dieses unbekannten dritten Mannes enthielt die größte Menge Sprengstoff. Der Koffer explodierte später in der Eingangshalle, dabei wurde aber niemand verletzt. Entgegen erster Berichte wurden in der Eingangshalle keine Schusswaffen gefunden."
Zum Anschlag in der Metrostation Maelbeek sagte Van Leeuw, dort habe sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Dabei handelte es sich um Khalid El Bakraoui, den Bruder des Zaventembombers. Er war 27 Jahre alt und auch er saß in der Vergangenheit schon mehrfach im Gefängnis.
Khalid El Bakraoui soll in Charleroi einen Unterschlupf angemietet haben, den die Attentäter von Paris genutzt hatten. Auch die Wohnung, in der Salah Abdeslam gefunden wurde, hatte er angemietet.
Erdogan: Attentäter aus Türkei ausgewiesen
Einer der Attentäter von Brüssel ist nach Angaben des türkischen Staatspräsidenten Erdogan im vergangenen Jahr aus der Türkei ausgewiesen worden. Die belgischen Behörden hätten den Mann nach der Ausweisung im Juli aber trotz der Warnungen der Türkei freigelassen, sagte Erdogan in Ankara.
Erhebliche Mengen Sprengstoff sichergestellt
Ein Taxifahrer führte die Ermittler zu der Wohnung, von wo aus die drei Zaventem-Attentäter zum Flughafen aufgebrochen sind. Dort wurde ein beeindruckendes Sprengstoffarsenal entdeckt, sagt der Föderale Prokurator: "15 Kilo Sprengstoff, 150 Liter Azeton, 30 Liter Wasserstoffperoxid, Zünder, ein Koffer voller Nägel und Schrauben und Material zur Bombenherstellung."
In einem naheliegenden Mülleimer fanden die Ermittler einen Computer, der das Testament von Ibrahim El Bakraoui enthielt. Darin gibt er an, unter Druck gestanden und in Eile agiert zu haben, weil er ahnte, dass ihm die Polizei auf den Fersen war.
Die Ermittler haben zudem festgestellt, dass bei den Anschlägen in Brüssel und Paris dieselbe Art Sprengstoff genutzt wurde. Außerdem tauchen die Namen der Brüder Bakraoui auch in den Ermittlungen um die Pariser Anschläge auf. Damit ist eine Verbindung zwischen den Attentaten vom 13. November und denen von Brüssel hergestellt.
vrt/rtbf/rop/okr/km - Bild: Yorick Jansens/BELGA