Die Identifizierung der Toten und Verletzten der Terroranschläge in Brüssel ist noch nicht abgeschlossen. Sie gestalte sich schwierig, sagte Gesundheitsministerin Maggie De Block. Viele der Verletzten lägen in der Narkose und seien daher noch nicht vernehmungsfähig. Andere sind als vermisst gemeldet, wurden bislang aber noch nicht gefunden.
Bislang weiß man von einer Frau aus Peru, die im Flughafen ums Leben kam. Sie lebte seit einigen Jahren in Belgien. Ihr Mann und ihre zwei Kinder wurden bei dem Anschlag verletzt. Die Verletzten stammen aus 50 verschiedenen Ländern.
Einige Zeitungen veröffentlichen am Mittwoch Fotos von Menschen, die seit den Anschlägen vermisst werden. Das Gesundheitsministerium hofft, im Laufe des Tages eine Liste der Namen und Nationalitäten aller Opfer zusammenzustellen.
Öffentlicher Nahverkehr kommt in Gang
Nach den tödlichen Anschlägen ist der öffentliche Nahverkehr in Brüssel wieder in Gang gekommen. Viele Pendler sind wieder gewohnt mit dem Zug zur Arbeit gefahren. Im Hauptbahnhof herrschte großer Andrang. An den Ein- und Ausgängen zu den Gleisen werden die Reisenden eingehend kontrolliert.
Der öffentliche Busverkehr rollt weitgehend planmäßig. Auch die Straßenbahnen verkehren wieder.
Der Brüsseler Nationalflughafen bleibt am Mittwoch noch geschlossen. Zahlreiche Flüge werden auf regionale Flughäfen umgeleitet. Der Reiseveranstalter Thomas Cook etwa wird bis Sonntag ab Lüttich fliegen. Das Unternehmen bittet seine Kunden, mindestens drei Stunden vor dem geplanten Abflugtermin am Check-In zu erscheinen. Der Ferienflieger Jetair weicht bis Sonntag auf die Regionalflughäfen Charleroi und Ostende aus. Auch die Billigairline Ryanair verlegt alle Flüge nach Charleroi.
Die Brüsseler Audi-Fabrik hat ihre Produktion am Mittwochmorgen wieder voll aufgenommen. Am Dienstag war die Nachmittagsschicht wegen der Terror-Anschläge ausgefallen. Bei Audi in Brüssel arbeiten 1.100 Menschen.
Gedenkveranstaltungen im ganzen Land
Landesweit haben bereits am Dienstag Gedenkveranstaltungen stattgefunden. In Brüssel versammelten sich Hunderte Menschen auf dem Platz an der Börse. Sie legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Auch Premierminister Charles Michel, Innenminister Jan Jambon und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker waren dabei.
Frankreich hat seine Solidarität mit Belgien bekundet. In Paris kamen Hunderte Menschen vor dem Rathaus zusammen. An dem Gebäude hingen mehrere Flaggen in den belgischen Nationalfarben schwarz-gelb-rot. Auch der Eiffelturm erstrahlte im Gedenken an die Opfer der Anschläge von Brüssel in den Nationalfarben.
Auch in Amsterdam, Berlin und Rom gedachten Menschen am Dienstagabend den Opfern der Anschläge in Brüssel. Chinas Staatspräsident Xi Jinping bekundete König Philippe telefonisch sein Beileid.
Eine Delegation der US-amerikanischen Bundespolizei FBI und Vertreter der New Yorker Polizei werden am Mittwoch in Brüssel erwartet, weil auch US-Bürger unter den Toten vermutet werden. Vier amerikanische Zivilisten und ein US-Soldat wurden zudem verletzt.
Die US-Regierung hat ihre Bürger vor Gefahren bei Reisen nach Europa gewarnt. In einer Mitteilung des Außenministeriums heißt es, terroristische Gruppen planten weitere Anschläge. Mögliche Ziele seien Sportveranstaltungen, Touristenattraktionen, Restaurants sowie der Öffentliche Personennahverkehr.
Razzien in Schaerbeek dauerten bis in die Nacht
Die Razzien in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek haben bis 4:00 Uhr in der Nacht angedauert. Die Sicherheitsabsperrungen waren gegen Mitternacht aufgehoben worden. Bürgermeister Bernard Clerfayt erklärte auf einer Pressekonferenz, dass das Haus, in dem die Nagelbombe entdeckt wurde, erst kürzlich verkauft worden sei. Der neue Eigentümer habe die betreffende Wohnung nur für eine begrenzte Zeit vermietet.
Bei den Razzien in Schaerbeek am Dienstagnachmittag hat die Polizei eine weitere Nagelbombe sichergestellt. Außerdem fanden sie Chemikalien und IS-Propaganda-Material. Die Beamten hatten die Wohnung aufgesucht, nachdem sie von einem Taxifahrer einen Tipp bekommen hatten. Der Mann hatte sich bei der Polizei gemeldet und angegeben, er habe die mutmaßlichen Täter am Morgen von diesem Haus zum Flughafen gebracht.
Der Taxifahrer erklärte weiter, er habe die Koffer und Taschen der Männer weder in den Kofferraum heben noch anfassen dürfen. Außerdem hätten sie eigentlich fünf Gepäckstücke einladen wollen. Dies sei wegen der Größe des Kofferraums aber nicht möglich gewesen.
EU plant Sondertreffen zu Anschlägen in Brüssel
Die EU plant nach den Terroranschlägen von Brüssel ein Sondertreffen. Daran sollen nach Angaben der niederländischen Ratspräsidentschaft die für Innere Sicherheit zuständigen Minister teilnehmen. Ein konkreter Termin für die Sitzung wurde nicht mitgeteilt. Es hieß lediglich, ein solches Treffen könnte bereits am Donnerstag organisiert werden.
Ein ähnliches Sondertreffen hatte es nach den Anschlägen von Paris im vergangenen November gegeben.
vrt/dpa/jp - Bilder: Bart Vanderkelen, James Arthur Gekiere, Laurie Dieffembacq und Nicolas Maeterlinck/BELGA, Kenzo Tribouillard/AFP