Kurz nach 8 Uhr gehen die ersten Bilder über Twitter um die Welt. Und schon da verschlägt es einem den Atem: Die Fassade der Eingangshalle des Brussels Airport ist offensichtlich schwer beschädigt, schwarzer Rauch hängt über dem Gebäude.
"Zwei Explosionen in Zaventem", geht dann auch schon über die Ticker. Detonationen in der Eingangshalle des Brüsseler Nationalflughafens. Es gibt wohl niemanden, der nicht gleich an einen Anschlag gedacht hätte. "Ich war gerade im Toilettenbereich, als ich plötzlich einen Knall hörte. Und dann noch einen", "Das ganze Gebäude bebte. Als ich wieder herausgekommen bin, habe ich gesehen, dass die Decke über der Damentoilette komplett eingestürzt war."
Bei den ersten Bildern aus dem Innenraum läuft es einem kalt den Rücken herunter. Die Decke ist teilweise eingestürzt, die Explosionen müssen heftig gewesen sein. Überall Staub und Rauch. "Es war die Hölle", sagt auch ein zweiter Mann. "Überall Glassplitter, alle Leute liefen durcheinander, Frauen fielen in Ohnmacht. Furchtbar."
Metrostation Maelbeek
Während man noch gebannt auf den Flughafen blickt, gehen neue Schreckensbilder über die Ticker: Rauch steigt aus der Metrostation Maelbeek auf. Der Albtraum geht weiter. Um 9:11 Uhr hat es auch dort eine Explosion gegeben. Die Station Maelbeek liegt einen Steinwurf vom Europaviertel entfernt, mitten in der Rue de la Loi. Hier schlägt das Herz der EU und der belgischen Politik.
Erst einmal totales Durcheinander. Was genau passiert ist, weiß man nicht. Bis sich herausstellt: Die Bombe ist in einem Metrozug explodiert. Die ersten Augenzeugenberichte sind erschütternd. "Der Zug ist gerade aus der Station losgefahren, als es einen Knall gab. Dann ging das Licht aus", erklärt ein Augenzeuge. Die Menschen hätten zu dem Zeitpunkt schon gewusst, was in Zaventem passiert war. Daraufhin habe es doch Panik gegeben.
"Wir haben einen starken Lichtblitz gesehen", sagt ein Mädchen, das offensichtlich ganz nah an der Explosion war. "Dann gab es einen Knall, die Fensterscheiben fielen in den Innenraum. Alle Leute warfen sich auf den Boden. Und dann wieder eine Explosion." Der Metrowaggon wurde völlig zerfetzt, man mag sich das gar nicht vorstellen wollen.
Selbstmordanschlag
Kurz vor Mittag spricht der Föderale Prokurator Frédéric Van Leeuw das aus, was jeder inzwischen längst wusste: "In Zaventem hat es zwei Explosionen gegeben. Dabei hat sich mindestens ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Eine halbe Stunde später gab es eine zweite Explosion in der Metrostation Maelbeek."
Die zweite Explosion soll auf ein Sprengstoffpäckchen zurückgehen. Nach Medieninformationen wurde inzwischen im Flughafengebäude ein weiteres Sprengstoff-Paket gefunden - und eine Kalaschnikow, wohl die des Attentäters. "Zwar hat die Versorgung der Verletzten absolute Priorität", sagt der Föderale Prokurator Frédéric Van Leeuw. "Doch zugleich läuft schon die Fahndung nach den Tätern. Nicht auszuschließen ist nämlich, dass einige Terroristen noch flüchtig sind."
IS bekennt sich zu den Anschlägen
Am Nachmittag geht ein Foto durch die Medien. Darauf sind drei Männer zu sehen, die angeblich mit den Anschlägen zu tun haben. Zwei der drei sollen sich bei dem Anschlag in die Luft gesprengt haben, ein dritter Mann ist noch flüchtig. Wer auf dem Foto zu sehen ist, ist noch unklar.
Die Terrororganisation IS hat sich offenbar zu dem Doppelanschlag bekannt. Das meldet zumindest eine Nachrichtenquelle, die dem IS nahesteht.
Seit dem Vormittag gilt im ganzen Land wieder Terrorwarnstufe vier. Die Regierung verhängte eine dreitägige Staatstrauer. Nach letzten Zahlen wurden in Zaventem und der Metrostation Maelbeek insgesamt 34 Menschen getötet. Rund 200 wurden verletzt.
Der 22. März 2016 ist ein schwarzer Tag in der Geschichte des Landes.
Roger Pint - Bild: Kenzo Tribouillard/BELGA