Als "Hermann" hat er in der Comicwelt einen Namen. Eigentlich heißt er Hermann Huppen und stammt aus Ostbelgien, genauer gesagt aus der Ortschaft Bevercé bei Malmedy. Und wenn der 77-Jährige auch schon seit über 60 Jahren in Brüssel wohnt, er bleibt seiner Heimat verbunden. "Zwei, drei Mal im Jahr muss ich zurück nach Malmedy", sagt Hermann.
Als Hermann in den 50er Jahren nach Brüssel kommt, da steckt der belgische Comic noch in den Kinderschuhen. Kurz danach beginnt aber ein spektakulärer Siegeszug. Unzählige neue, junge Autoren machen das Genre populär. Franquin mit Spirou, Goscinny und Uderzo mit Asterix, Morris mit Lucky Luke: In Frankreich und Belgien wird die "Bande dessinée" zum Massenphänomen.
Spätberufener
Hermann ist da in gewisser Weise ein "relativ" Spätberufener. Er beginnt seine Laufbahn als Möbeldesigner - sein einziges Diplom, wie er sagt. Das gefällt ihm aber nicht und Hermann nimmt Zeichenkurse. Erst arbeitet er für Architekturbüros. Bei einem dreieinhalbjährigen Intermezzo in Kanada entwirft er unter anderem Fastfood-Restaurants.
Zurück in Brüssel lernt Hermann Adeline kennen, mit der er immer noch verheiratet ist. Adelines Bruder Philippe arbeitet für ein Verlagshaus. Und Philippe erkennt das Talent seines Schwagers: "Warum machst Du denn keine Comics?" Hermann beherzigt den Rat und steigt in die Comic-Szene ein. Doch Hermann macht - im Gegensatz zu Spirou, Tintin oder Asterix - von Anfang an "realistische" Zeichnungen. Sein großes Vorbild war der belgische Zeichner Jijé. In dieser Zeit war Hermann aber als "realistischer" Zeichner noch ziemlich alleine. Neben Jijé gab's da allenfalls noch den großen Giraud, den Vater von Blueberry.
Erst arbeitet Hermann mit dem Szenaristen Greg zusammen. Das Duo harmoniert aber längst nicht immer. Eines Tages sagt Greg zu Hermann, dass er wohl nie eigene Geschichten schreiben werde. "Na, das werden wir noch sehen", sagt sich Hermann.
"Der Mensch macht mir Angst"
Das war die Geburtsstunde von Jeremiah. Die post-apokalyptische Serie startete 1979. Bisher sind 34 Bände erschienen. Wenige Jahre später kam die Mittelaltersaga "Die Türme von Bois-Maury" hinzu. Sein Universum ist oft düster, er zögert nicht, die hässlichen Dinge zu zeigen. "Die Welt macht mir Angst", sagt Hermann, besser gesagt: "Der Mensch macht mir Angst". Schon als Kind habe er irgendwie geahnt, dass die Welt nicht immer die schönste ist...
Seit gut 20 Jahren produzierte Hermann aber neben seinen Serien auch regelmäßig so genannte One Shots, also einbändige, abgeschlossene Geschichten. Und hier hat er inzwischen Hilfe bekommen: Sein Sohn Yves schreibt die Geschichte, Hermann setzt sie graphisch um. "Und die Zusammenarbeit funktioniert", sagt Hermann. Sie seien im Wesentlichen auf der gleichen Wellenlänge und für ihn sei das eine spannende Übung: "Ich bin Leser und Zeichner zugleich."
50-jährige Karriere
Über 100 Alben hat Hermann in seiner über 50-jährigen Laufbahn inzwischen produziert. Und er hat unzählige junge Autoren beeinflusst, inspiriert. Klar, dass man da irgendwann preiswürdig wird. DER Comic-Preis in der franko-belgischen Bande dessinée, das ist der Grand Prix des internationalen Festivals von Angoulême, südwestlich von Paris. Allerdings stand Hermann jahrelang auf Kriegsfuß mit diesem Hochamt der Comic-Kunst. Regelmäßig hatte er der Jury Mauscheleien und Tricksereien vorgeworfen.
Vor einigen Jahren änderte man aber das Konzept: Jetzt sind es die Autoren selbst, die einen aus ihrer Mitte auswählen. Das hat ihn denn auch mit Angoulême versöhnt. Als er gehört habe, dass er wieder mal nominiert ist, habe er eigentlich absagen wollen, sagt Hermann. Dann aber hätten Freunde und Familie auf ihn eingeredet, nach dem Motto: Hier wählen die Autoren; eine solche Ehre kannst Du doch noch ablehnen.
Hermann wollte Comic-Grand Prix zunächst ablehnen
Also hat er akzeptiert. Und, naja, so sagt Hermann: Klar sei er stolz, wenn er auch nochmal den Verantwortlichen gesagt hat, was er bislang von ihnen gehalten hat. "Aber, nein: das freut einen schon", gibt er zu. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Nicht umsonst gilt der Mann aus Bevercé als ein "Rebell" in der Szene, nicht immer einfach, aber ehrlich und direkt. Ihn scheint ohnehin nur das Zeichenpapier, das gerade vor ihm liegt zu interessieren: Seite 4 eines neuen Westerncomics, das mehrere Bände umfassen soll. Allein das zeigt: der Mann denkt nicht im Entferntesten ans Aufhören. "Das wäre mein Tod", sagt Hermann. "Nicht mehr zeichnen? Was mach' ich denn dann. Rente, also mit verschränkten Armen hinter dem Rücken durch die Gegend laufen, das kann ich nicht", sagt Hermann. "Dann wäre ich nutzlos..."
Roger Pint - Bild: Georges Gobet (afp)
Danke fuer den Kommentar, aber seit wann gehoert Beverce zu Ostbelgien?
Bévercé liegt in Ostbelgien. Zu Ostbelgien gehören mehr französischsprachige Gemeinden als deutschsprachige. Die DG ist nicht der Nabel der Welt!!!
Hallo Hermann! Wir beide kennen uns ja, das nur am Rande, doch deine oben vermerkte Frage dürfte eine sehr umstrittenen sein;
Ich stelle noch eine andere: Seit wann gehört die DEUSCHSPRACHIGE Gemeinschaft "rechtens"oder "unrechtens" zur Wallonie? Seit wann hören wir oder müssen wir hören, "deuschtsprachige Wallonen zu sein"?
Es ist nun eine Tatsache, dass wir ein Teil der WR sind, ob das gefällt oder nicht! Ich finde das gar nicht schlimm, denn wenn die DG eine selbständige Region wären, hätten wir noch mehr überflüssige Minister. Wir haben derer jetzt schon im Überfluss!!!