Nach ihrem Treffen mit Innenminister Jan Jambon (N-VA) und Energieministerin Marie-Christine Marghem (MR) ist die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) erleichtert. Erleichtert, dass endlich Bewegung in die Sache kommt. Die 15 gestellten Fragen zur Sicherheit der Reaktorblöcke Doel 3 und Tihange 2 sollen bis Februar beantwortet werden, erklärt Hendricks.
In einer speziellen Arbeitsgruppe werden sich Experten aus beiden Ländern ab März über die Atomkraftwerke austauschen - ganz besonders über die Problemmeiler Doel 3 und Tihange 2. "Wir haben verabredet, dass wir eine ständige Kommission einrichten - auf der Basis eines Abkommens auf staatlicher Ebene. Ein solches Abkommen haben wir praktisch mit all unseren Nachbarn, nur mit Belgien nicht", so Hendricks.
Ein solches Abkommens soll gegenseitige, deutsch-belgische Kontrollen der Atomkraftwerke ermöglichen. Deutsche Experten in belgischen AKW: Damit hofft Innenminister Jan Jambon, Zweifel und Sorgen bei den Deutschen zumindest teilweise beseitigen zu können. Er erinnerte aber noch einmal daran, dass er den Experten der Atomaufsicht Fank blind vertraut: "Hätte es den geringsten Zweifel über die Sicherheit der Anlagen gegeben, hätten wir sie nicht wieder hochgefahren oder verlängert."
Die geplante Klage der Städeregion Aachen gegen die Wiederinbetriebnahme von Doel 3 und Tihange 2 wollte der Innenminister nicht kommentieren. Der Rechtsweg stehe jedem offen. Man warte den Ausgang des Verfahrens ab.
Die Sorgen in Deutschland sind groß, das wollte Barbara Hendricks bei ihrem Besuch in Brüssel zu verstehen geben. Trotzdem: Ganz so aufgebracht wie vor wenigen Wochen scheint die deutsche Umweltministerin nicht mehr zu sein. Hendricks wirkte viel gelassener als noch an Weihnachten, wo sie sich extrem besorgt über die Pannenserie in Doel und Tihange zeigte.
Hat Jambon seine deutsche Kollegin etwa Kreide fressen lassen? "Was heißt hier Kreide gefressen. Ich bin immer noch der Auffassung, dass diese beiden Reaktoren höchstwahrscheinlich, so weit wir das ab heute beurteilen können, eher nicht den Anforderungen entsprechen, wie sie in Deutschland herrschen."
"Aber das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, weil wir natürlich bisher keine eigene Kenntnis haben. Es gibt Unsicherheiten, denn es ist klar, dass es dort Risse in den Reaktorblöcken gab und gibt. Und deswegen haben wir Fragen gestellt", sagte Hendricks im BRF-Interview.
Das Treffen der drei Minister in Brüssel war Anlass für einen Protest des internationalen Aktionsbündnisses AVAAZ. Das Bündnis hat nach eigenen Angaben 700.000 Unterschriften gesammelt und fordert den Stopp von Doel und Tihange.
Alain Kniebs - Bild: Eric Lalmand/BELGA