An den Reformplänen der SNCB führe kein Weg vorbei, meint MR-Chef Olivier Chastel. Die Partei des Premierministers weist auf den Schuldenberg der Bahn hin, der vier Milliarden Euro betrage. Auch Verkehrsministerin Jacqueline Galant, ebenfalls MR, verteidigt ihren Sparkurs: Es gehe darum, den öffentlichen Dienst aufrecht zu erhalten und zu modernisieren.
Weil die SNCB-Leitung die Produktivität der Mitarbeiter steigern will, waren die Tarifverhandlungen gescheitert. Damit ein Schlichter in dem Sozialkonflikt vermitteln kann, hatten die flämischen Abteilungen von CSC und FGTB ihre Streikankündigung kürzlich zurückgezogen. Die frankophonen Gewerkschaftsflügel halten aber an ihrem Vorhaben fest und wollen die Bahn ab Dienstagabend 22 Uhr und für 48 Stunden lahmlegen.
Im Süden des Landes wird so gut wie kein Zug verkehren, auch in Flandern dürfte die Protestaktion zu spüren sein. Ebenso müssen Thalys-, Eurostar- und ICE-Reisende mit Verspätungen und Ausfällen rechnen. Weil nur in der Wallonie gestreikt wird, befürchtet die MR, dass in gewissen flämischen Kreisen die Forderung nach einer Regionalisierung der Bahn erneut laut werden wird. Auch deshalb sollten die wallonischen Gewerkschaften ihre Streikpläne dringend überdenken.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Siska Gremmelprez (belga)