Doel 1 liefert seit wenigen Minuten wieder Strom. Das neue Jahr hat für die Atomkraftwerke von Electrabel aber alles andere als gut angefangen. Ein Störfall in der Nacht zum Sonntag sorgte wieder für Schlagzeilen. Ein ungefährlicher Defekt im nicht-nuklearen Teil der Anlage, erklärt die Betreibergesellschaft. Trotzdem regt sich Widerstand. Weil die Pannenserie nicht abreißt, weil die Laufzeit alter Meiler verlängert wurde und weil zwei umstrittene Reaktoren wieder am Netz sind.
Nach Berlin hat die Protestwelle jetzt auch Den Haag erreicht. Die Oppositionsparteien im niederländischen Parlament fordern die Regierung von Premierminister Mark Rutte auf, Protest anzumelden und den Belgiern ganz genau auf die Finger zu schauen. Die Opposition fordert ein Mitspracherecht. Bevor ein abgeschalteter Reaktor in Belgien wieder hochgefahren werde, müsse auch die niederländische Atomaufsicht zu Rate gezogen werden, fordert die linksliberale Abgeordnete Stientje van Veldhoven von D66.
Die niederländische SP spricht von einem "Spiel mit dem Feuer" und fordert sogar das Aus für die belgischen Meiler. Weil die umstrittenen Kernkraftwerke von Doel und Tihange in Grenznähe zu den Niederlanden stehen und im Katastrophenfall auch große Teile Hollands verseucht würden.
Die Atombehörden Belgiens und der Niederlande hatten vergangene Woche vereinbart, ihre Kernkraftwerke gegenseitig zu kontrollieren. Holland verfügt nur über einen Meiler – direkt an der belgischen Grenze. Die Laufzeit des über 40 Jahre alten Reaktors im niederländischen Borssele war kürzlich um weitere 20 Jahre verlängert worden.
Auch deshalb weist Innenminister Jan Jambon von der N-VA die Kritik an der Sicherheit der belgischen Atomkraftwerke zurück. Die automatische Abschaltung des ersten Reaktorblocks in Doel am Wochenende sei der Beweis dafür, dass die Sicherheitssysteme funktionierten, so Jambon in der VRT.
Aber auch in Belgien wächst die Kritik. Die Grünen meinen, es bestehe derzeit zwar kein Grund zur Panik, da es sich um Störfälle im nicht-nuklearen Teil der Anlagen handelt. Trotzdem sollten die alten Meiler Doel 1 und 2 aus dem Jahr 1975 nicht mehr länger betrieben werden. Die erst kürzlich beschlossene Laufzeitverlängerung könne im kommenden Monat vom Parlament noch gekippt werden, sagt Grünen-Sprecher Kristof Calvo.
Die Grünen hoffen, dass die Häufung der Störfälle die Regierung noch zum Umdenken bringe, damit endlich in alternativen Energiequellen investiert werde.
Alain Kniebs - Bild: Eric Lalmand (belga)