Viele Zugstrecken in Belgien verlaufen quer durchs Land – etwa die IC-Verbindung von Eupen über Lüttich, Brüssel und Gent nach Ostende. Wird nur im Süden des Landes gestreikt, müssen sich also auch Bahnreisende in Flandern auf Verspätungen und Ausfälle einstellen. Am Montag wollen CSC und FGTB über das weitere Vorgehen beraten: Die frankophonen Gewerkschaftsvertreter erwarten Erklärungen von ihren flämischen Kollegen, warum die nun von den gemeinsamen Streikplänen absehen.
In der sozialistischen Gewerkschaft bedauert der Chef des frankophonen Flügels Marc Goblet, dass sich die Flamen nicht an dem Streik beteiligen. Die Spaltung der Gewerkschaften spiele der nationalistischen N-VA in die Hände, so Goblet in der RTBF. Zudem befürchtet Goblet, dass der Einfluss der Gewerkschaften schwindet, wenn die Einheitsfront bröckelt.
Die Föderalregierung hatte im Vorfeld erklärt, dass die Gewerkschaften ihre Streikankündigung zurückziehen müssen, damit ein Schlichter eingesetzt werden kann, um im Sozialkonflikt bei der SNCB zu vermitteln. Die Flamen sind auf die Forderung eingegangen, Wallonen und Brüsseler nicht. Die Folge: Ab Dienstagabend 22 Uhr werden Bahnhöfe und Zugstrecken – zumindest im Süden des Landes – für 48 Stunden bestreikt.
Die Auswirkungen seien dann vor allem in der Wallonie und Brüssel zu spüren, erklärte die SNCB. Vom 5. bis zum 7. Januar könnten sich Zugreisende in der Wallonie und Brüssel nicht auf die Bahn verlassen, heißt es. Auch internationale Verbindungen seien betroffen. Der Thalys von Köln über Brüssel nach Paris werde an den Streiktagen nicht fahren. Reisende von London nach Brüssel müssten im französischen Lille aussteigen. Die SNCB bedauere die Auswirkungen des Streiks.
Kritik üben die Gewerkschaften an den Sparmaßnahmen der Regierung und den damit verbundenen leistungssteigernden Maßnahmen. Es seien bis zuletzt keinerlei ermutigende Signale von Verkehrsministerin Jacqueline Galant gekommen, beklagten Vertreter von sowohl CSC als auch FGTB.
Kürzlich waren die Verhandlungen über ein neues Tarifabkommen bei der Bahn geplatzt.
vrt/rtbf/belga/akn/okr - Bild: Elisabeth Callens (belga)