Im ganzen Land galt bereits Terrorwarnstufe 3, aber eben nicht speziell für die Ordnungskräfte - für die galt Terrorwarnstufe 2. Und da schreibt auch schon Het Nieuwsblad, dass das nicht wirklich logisch war. Man muss das wohl so verstehen, dass die Sicherheitsbehörden bislang nicht davon ausgingen, dass die Polizei jetzt "im Speziellen" im Visier war. Deswegen war man eben bei Niveau 2 geblieben.
Terrorwarnstufe 3 für Brüsseler Polizei und Soldaten
Das hat sich jetzt aber anscheinend geändert. Nach Informationen der Zeitungen De Standaard und Het Nieuwsblad liegen den Behörden konkrete Hinweise vor auf einen möglicherweise geplanten Anschlag. Im Visier sei demnach insbesondere das Polizeikommissariat an der Brüsseler Grand'Place und deswegen habe man eben die Terrorwarnstufe gleich auf dem gesamten Gebiet der Hauptstadt angehoben.
Niveau drei gilt jetzt also für die Brüsseler Polizei und auch für die Soldaten auf den Straßen. In der Praxis bedeutet das unter anderem, dass die Polizeikommissariate besser bewacht werden und dass auch neue Öffnungszeiten gelten.
Anfang des Jahres, nach der Polizeiaktion in Verviers, galt schon einmal Terrorwarnstufe drei für die Ordnungskräfte. Am 15. Januar hatte man dort ja eine Terrorzelle ausgehoben. Dabei waren zwei Verdächtige bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet worden. Und damals hatte man in der Wohnung unter anderem Polizeiuniformen entdeckt. Das deutete darauf hin, dass die Terroristen wohl einen Anschlag auf die Polizei verüben wollten, sei es auf Beamte, oder sogar, dass man ein Polizeikommissariat attackieren wollte.
Fest steht, dass daraufhin in der Tat auch schon mal die Terrorwarnstufe speziell für die Ordnungskräfte auf 3 angehoben worden war. Die Maßnahme galt seinerzeit für zwei Monate.
Neue Hausdurchsuchungen und Festnahmen
Am Dienstag wurde nun bekannt, dass es neue Hausdurchsuchungen gegeben hat. Am Sonntag und Montag haben Polizei und Justiz neue Razzien durchgeführt, und zwar in Brüssel, aber auch in Lüttich und in der Provinz Flämisch-Brabant. Dabei wurden zwar weder Waffen noch Sprengstoff sichergestellt, dafür aber unter anderem Propaganda-Material der Terrororganisation IS und auch paramilitärische Kleidung.
Erstmal wurden sechs Verdächtige festgenommen. Vier von ihnen wurden später wieder freigelassen, gegen zwei von ihnen wurde inzwischen Haftbefehl erlassen. Diese Informationen wurden inzwischen auch von der Föderalen Staatsanwaltschaft bestätigt. In dem Kommuniqué heißt es weiter, dass den Männern "terroristische" Aktivitäten zur Last gelegt werden.
Und dann wird die Föderale Staatsanwaltschaft noch deutlicher: "Es geht um eine ernste Bedrohung durch einen Anschlag, der sich gegen symbolträchtige Orte in Brüssel richten sollte, und das während der Festlichkeiten zum Jahreswechsel..." Einige Medien stellen da einen möglichen Zusammenhang mit der neuen Terrorwarnung her.
Mindestens zwei Terrorzellen in Belgien?
Ob es einen Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen vom 13. November gibt, ist noch unklar. Und auch darüber, wen man da genau festgenommen hat, gibt es noch keine offiziellen Angaben. Aber anscheinend - so glaubt es jedenfalls die RTBF zu wissen - besteht kein Zusammenhang mit Paris und es geht um einen anderen Täterkreis. Das macht die Sache nicht angenehmer: Das würde nämlich bedeuten, dass es mindestens zwei Terrorzellen in Belgien gab, die Anschläge planten bzw. im Fall Paris dann auch durchgezogen haben.
Nach Medieninformationen soll unter den Festgenommenen der Chef der Gruppe sein. Ob man am Sonntag und Montag aber wirklich alle erwischt hat, ob die neue Terrorzelle jetzt schon vollzählig unschädlich gemacht wurde, das ist im Moment noch nicht klar. Auch das würde erklären, warum die Terrorwarnstufe für die Polizei in Brüssel auf 3 angehoben wurde.
Man kann jedenfalls davon ausgehen, dass Polizei und Justiz die Vorsichtsmaßnahmen rund um die Silvesterfeiern in Brüssel noch verschärfen werden. Von einer möglichen Absage ist bislang aber keine Rede.
Roger Pint - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)