Fast täglich muss Betreiber Electrabel in diesen Tagen Stellung beziehen zu Pannen in Doel und Tihange. Neuestes Beispiel: Ein Defekt an einem elektrischen Schalter von Doel 3. Dadurch kann der hergestellte Strom nicht ins Hochspannungsnetz gespeist werden. Bereits an Weihnachten war Doel 3 abgeschaltet worden, nachdem ein Wasserleck im nicht-nuklearen Bereich der Anlage entdeckt worden war.
"Wir werden das kleine Problem beheben. Wegen der Feiertage dauert es allerdings länger bis die Spezialisten vor Ort sind", erklärt Electrabel-Sprecherin Els De Clerq. Der Reaktor soll jetzt am 6. Januar wieder hochgefahren werden.
Vergangene Woche war es ein Brand im nicht-atomaren Teil von Tihange 1, der für Schlagzeilen sorgte. In Deutschland wächst die Kritik. Anfangs waren es "nur" die Atomgegner, inzwischen verschärft aber sogar die Bundesregierung in Berlin den Ton. Die deutsche Umweltminister Barbara Hendricks, ebenfalls für Reaktorsicherheit zuständig, übte in der ARD-Tagesschau harsche Kritik an den belgischen Behörden.
Allerdings haben die deutschen Politiker nur das Druckmittel der harten Worte. Für die Sicherheit seiner Reaktoren ist Belgien selbst verantwortlich. Trotz Nachfrage des BRF wollte das Umfeld von Premierminister Charles Michel bislang nicht auf die Kritik aus Deutschland reagieren.
Der Druck wird aber weiter zunehmen. Denn die Pannen im nicht-nuklearen Teil der belgischen Atomkraftwerke sind nicht das einzige Problem. Die Föderalregierung hatte kürzlich die Laufzeit der ältesten Meiler verlängert. Doel 3 und Tihange 2 sind ohnehin höchst umstritten – wegen Materialfehlern in den Reaktordruckbehältern. Der stellvertretende Fraktionssprecher der Grünen im deutschen Bundestag, Oliver Krischer, sprach jetzt im WDR-Hörfunk sogar von "Schrottreaktoren".
Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel forderte in der vergangenen Woche im BRF-Interview das Aus für die Atomkraftwerke in Doel und Tihange.
Die Atomaufsichtsbehörde bleibt aber dabei: Die sieben belgischen Meiler sind sicher. Internationale Experten hätten das nach ausführlichen Tests jüngst bestätigt erklärte FANK-Sprecherin Nele Scheerlink Mitte November im BRF-Interview.
Alain Kniebs - Bild: Christoph Meussen (belga)
Vielleicht könnten Verhandlungen über Ausgleichszahlungen für entgangene Schmiergelder das Interesse von Michel's Umfeld wecken.