Eigentlich wäre die Hymne aller Belgier - die Brabançonne - am Donnerstagabend zu Ehren des zweiten Königs der Belgier, Leopold II., zu hören gewesen. Vor genau 150 Jahren begann er seine Herrschaft. Doch im Vorfeld der Feier war eine Diskussion entbrannt. Auf den Internetseiten der RTBF wurde in einem Artikel auf die geplante Feier hingewiesen. Daran entzündete sich eine heftige Diskussion. Im Zentrum davon: die Kolonialgeschichte und die Rolle, die Leopold II. dabei gespielt hat.
1876 begann König Leopold II. damit, den Kongo wirtschaftlich auszubeuten. Der Kongo wurde sein Privatbesitz, die Einwohner unterdrückt. Der Historiker Pierre-Luc Plasman von der Katholischen Universität Löwen beschreibt das so: "Im Kongo, bei der Kautschukgewinnung, in ziemlich genau lokalisierbaren Gegenden, gab es Massaker, gab es Willkür, gab es Zwangsarbeit. Es gab Vergewaltigungen, es gab Geiselnahmen."
Mit solchen Verbrechen steht Belgien nicht alleine da. Alle Kolonialmächte, von England über Frankreich bis hin zu Portugal und Deutschland, haben solche Verbrechen begangen. Das Problem in Belgien, so der Historiker Plasman, sei aber, dass Belgien sich nie offiziell mit diesen Verbrechen auseinandergesetzt habe. Eine politische Diskussion zur Kolonialvergangenheit in einer der gesetzgebenden Einrichtungen des Landes habe es bislang nie gegeben. Anders, als zum Beispiel in Frankreich.
Genau daran entzündet sich der Streit: Leopold II. als großer Baumeister sollte am Donnerstagabend gefeiert werden. Denn tatsächlich hat Leopold in Brüssel viele Bauwerke errichten und Straßen anlegen lassen, die heute noch prägend für die Hauptstadt sind. Die Bauten im Jubelpark, die sogenannten Arkaden, die Prachtstraße nach Tervuren und das dortige Afrikamuseum mit umliegendem Park sind wohl die bekanntesten davon. Doch Léopold "le Bâtisseur", das ist den Kritikern zu wenig. Am deutlichsten wurde der Brüsseler Grünen-Abgeordnete Bruno De Lille. Auf seiner Facebook-Seite schrieb er: Das wäre genau so, als wenn man eine Gedenkfeier für Hitler organisieren wollte, in der an die Effizienz der deutschen Autobahnen erinnert würde.
Gemäßigter drückt sich Kalvin Soiresse Njall aus. Der junge Mann leitet das Collectif Mémoriale Coloniale et Lutte contre la Discrimination, eine Vereinigung, die sich für die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Belgiens stark macht. Er sagt: Belgien hat ein Problem mit seiner Kolonialvergangenheit, sowohl bei Geschichtsbetrachtungen als auch bei Feierlichkeiten. Man zeigt nur einen Teil der Geschichte. Es gibt nicht nur den "Roi Bâtisseur". All die großen Gebäude, die Léopold in Brüssel hat bauen lassen, wurden ermöglicht durch Geld, das man über die Unterdrückung der Einwohner im Kongo gewonnen hat. Durch abgehackte Hände, durch Tausende von Toten, durch die Zerstörung ganzer Kulturen und einer ganzen Zivilisation.
Die Gruppe um Soiresse Njall hat sich dafür eingesetzt, dass die Feier am Donnerstagabend abgesagt wurde. Andere Gruppen hatten zuvor schon angekündigt, die Feierlichkeiten mit ihrem Protest zu stören. Das war zu viel Gegenwind für die Stadt Brüssel. Kurzerhand sagte der zuständige Magistrat vom liberalen MR die Feier am vergangenen Dienstag ab. Nicht ohne Bedauern. Und nicht ohne den Hinweis, dass es 2009, als man an den 100. Todestag von Leopold II. erinnert hatte, keine Proteste gegen die damaligen Feierlichkeiten gab.
Kay Wagner - Bild: Virginie Lefour (belga)
Treffende Lektüre zu diesem Thema: "Schatten über dem Kongo, die Geschichte eines fast vergessenen Menschheitsverbrechens" von Adam Hochschild
HItler, Mussolini, Leopold II, Columbus, Franco, "Bomber Harris", .... Europa ist blutverschmiert und steht in der verdammten Pflicht all die unbeschreiblichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wiedergutzumachen.
Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Nie weider Nationalsozialismus!
In der Aufzählung fehlt Stalin... Nie wieder Sozialismus!