So viel Staub hat eine Streikankündigung selten aufgewirbelt. Aus sämtlichen Ecken kommt Kritik an den Plänen der SNCB-Gewerkschaften, die Bahn im Januar an insgesamt fünf Tagen lahmzulegen. Die Arbeitgeberverbände sprechen von einem Skandal, die Fahrgastvereinigung "TrainTramBus" ruft die Gewerkschaften zur Mäßigung auf und die Regierung will ihre Pläne eines Minimaldienstes bei der SNCB jetzt umsetzen.
Auch die Chefetage der Bahn droht den Gewerkschaften: Wenn sie an ihrem fünftägigen Streik im Januar festhielten, werde die Finanzierung der Gewerkschaften trockengelegt, heißt es aus der SNCB-Zentrale. "Wenn die Gewerkschaften uns erpressen, dann erpressen wir sie jetzt eben auch", heißt es sinngemäß aus der Chefetage der Bahn.
Kein Geld mehr aus der SNCB-Kasse
Bis zum Jahresende müssen sich Direktion und Arbeitnehmervertreter auf einen neuen Finanzierungsvertrag für die Gewerkschaften einigen. Bislang bekamen die Arbeitnehmervertretungen zehn Millionen Euro pro Jahr von der Bahn. Sollten sie aber an ihren Streikplänen festhalten, will die SNCB-Leitung die Vertragsverhandlungen platzen lassen. Die Folge: Ab Januar bekämen die Gewerkschaften überhaupt kein Geld mehr aus der SNCB-Kasse.
Seit Donnerstag sorgt die ungewöhnliche Streikankündigung der Gewerkschaften für Empörung. Weil die Direktion das Unternehmen produktiver machen will, die 36-Stunden-Woche wegfallen soll sowie einige Urlaubstage, planen die christliche und die sozialistische Bahngewerkschaft Monster-Streiks von 48 Stunden Anfang Januar und sogar 72 Stunden Ende kommenden Monats.
Alain Kniebs - Bild: Kristof Van Accom/BELGA