Am vierten Tag mit der höchsten Terrorwarnstufe läuft der öffentliche Nahverkehr in Brüssel weiterhin nur mit Einschränkungen. Die Straßenbahnen fahren zwar weitgehend normal. Nur die unterirdischen Teilstrecken sind aber außer Betrieb, die Metro liegt komplett still.
Anders sieht es mit den Bussen der Nahverkehrsbetriebe Stib und De Lijn aus. Viele Busfahrer weigern sich entweder, ihren Dienst zu versehen oder müssen sich wegen der geschlossenen Schulen um ihre Kinder kümmern. Daher kommt es zu Einschränkungen im Busverkehr in und um Brüssel.
Terrorwarnstufe 4 heißt: Die Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Anschlags in Brüssel bleibt bestehen. An der massiven Polizei- und Militärpräsenz in der Hauptstadt soll sich eine Woche lang nichts ändern. Und das aus gutem Grund: Denn trotz aller Beteuerungen der Regierung, Fortschritte bei den Ermittlungen zu machen, bleibt die Bilanz mager: Greifbare Erfolge wurden bislang nicht vermeldet. In Brüssel gilt weiterhin Terrorwarnstufe 4
Schulen sollen am Mittwoch wieder öffnen
Trotz Maximal-Warnstufe sollen die Schulen am Mittwoch aber wieder öffnen, und die Metro langsam wieder ihren Betrieb aufnehmen. Rund um Schulen und U-Bahn-Stationen sind besondere Sicherheitsmaßnahmen geplant. Soldaten und Polizisten werden die Bewachung übernehmen. Brüssels Bürgermeister Yvan Mayeur sagte in der RTBF, dazu seien 300 zusätzliche Polizeibeamte nötig. Premier Michel sagte zu, die Brüsseler Polizei zu verstärken.
Es geht um die Sicherheit von 35.000 Schülern und 5.200 Lehrern und sonstigen Mitarbeitern an den 160 Schulen in der Hauptstadt-Region. Von sogenannten "safe rooms", für die sich die Unterrichtsministerin für die Französische Gemeinschaft Jöelle Milquet ausgesprochen hat, hält Mayeur hingegen nichts.
Die Brüsseler Schulschöffin Faouiza Hariche hat einen Maßnahmenkatalog vorgelegt. Er sieht unter anderem vor, die Schülerinnen und Schüler auch über Mittag in den Schulen zu halten und nur noch Lehrern und Schülern den Zutritt zu gestatten.
Verunsicherung
Nach Ansicht der Co-Präsidentin von Ecolo, Zakia Khattabi, verunsichern die Entscheidungen der Regierung: Die Äußerungen von Charles Michel würden mehr Fragen aufwerfen, als Antworten zu geben. An der bedrohlichen Situation habe sich nichts geändert, aber Schulen und Metros sollten am Mittwoch wieder öffnen. Das sei widersprüchlich. Der Premierminister müsse das vor dem Parlament erklären, so Khattabi.
Uneinigkeit auch auf anderen Ebenen, zum Beispiel bei den Museen. Während die föderal geführten Museen noch bis mindestens Freitag geschlossen bleiben, so werden die städtisch geführten Museen in Brüssel schon an diesem Dienstag wieder ihre Tore öffnen.
Trotz vieler Festnahmen nur ein Haftbefehl
Die föderale Staatsanwaltschaft hat bestätigt, dass in Belgien im Zusammenhang mit den Terroranschlägen von Paris gegen einen Verdächtigen Haftbefehl erlassen wurde. Er steht im Verdacht, an den Anschlägen in Paris beteiligt gewesen zu sein. Der Mann wurde am Sonntagabend im Rahmen des Anti-Terror-Einsatzes der Polizei festgenommen. Bei Hausdurchsuchungen in Brüssel und anderen Städten waren insgesamt 16 Personen festgenommen worden, 15 von ihnen sind inzwischen wieder freigelassen worden.
Fünf weitere Verdächtige waren am Montag festgenommen worden, zwei davon sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Bei den anderen drei sind noch zusätzliche Ermittlungen nötig. Der Untersuchungsrichter entscheidet am Dienstag, ob Haftbefehl erlassen wird. Über die Identitäten wurden keine Angaben gemacht.
rtbf/vrt/kw/sh - Foto: Benoit Doppagne (belga)