Gähnende Leere im Brüsseler Zentral-Bahnhof. Hier, wo an einem Montagmorgen sonst Abertausende Pendler in die Hauptstadt strömen, ist am Montag kaum etwas los. Viele wollen nicht in das „belagerte“ Brüssel, arbeiten deshalb von zu Hause. Die Einwohner der Hauptstadt-Region haben ein weiteres Problem: Weil alle Kindertagesstätten und Schulen geschlossen sind, mussten Eltern kurzfristig umdisponieren. Einige dürfen "Homeoffice" machen.
Angst macht sich breit in Brüssel, weil der Hauptverdächtige Salah Abdeslam noch nicht gefasst werden konnte. Die Verkehrsbetriebe STIB mussten sogar einige Buslinie einstellen, weil die Fahrer Sicherheitsbedenken haben.
Trotz der beeindruckenden Polizei-Operationen von Sonntagabend: Der dicke Fisch war erstmal nicht dabei. Der flüchtige Paris-Attentäter, Salah Abdeslam, ist weiter auf freiem Fuß. Die Lage war am Sonntagabend besonders angespannt, vor allem im Zentrum von Brüssel und in Molenbeek. Dort haben die größten Razzien stattgefunden.
Keine Waffen, kein Sprengstoff, kein Abdeslam
Insgesamt haben die Sondereinheiten 19 Hausdurchsuchungen in der Hauptstadt-Region durchgeführt sowie drei weitere im Raum Charleroi. 16 Verdächtige wurden festgenommen. Trotzdem fällt die Bilanz eher durchwachsen aus: Keine Waffen, kein Sprengstoff, aber auch kein Salah Abdeslam, sagt der föderale Staatsanwalt Eric Van Der Sypt.
Die Staatsanwaltschaft zeigte sich ohnehin sehr wortkarg, vermutlich aus ermittlungstaktischen Gründen. Äußerste Vorsicht bleibt also geboten. Das meint auch Innenminister Jan Jambon: Die Aktion sei noch nicht beendet. "Es gab zwar viele Festnahmen. Bis die ganze Bande aber nicht gefasst ist, geht der Einsatz weiter", so der Innenminister in der VRT.
Jambon ist überzeugt davon, dass Abdeslam noch stets Helfer in Belgien haben muss. Anders sei es nicht zu erklären, dass der Terrorist abermals durch das Fahndungsnetz geschlüpft sei. Jeder Polizist im Land suche derzeit nach ihm.
Abdeslam war nicht in Lüttich
Innenminister Jan Jambon hat Zeitungsmeldungen dementiert, wonach der seit den Terroranschlägen von Paris gesuchte Salah Abdeslam bei Lüttich gesehen worden sei. Unter anderem hatte "La Dernière Heure" berichtet, der Hauptverdächtige sei auf der Autobahn E40 in Richtung Deutschland geflüchtet.
Gesichert ist offenbar lediglich, dass am Sonntagabend ein verdächtiger Pkw einer Polizeikontrolle auf der Chaussée de Tongres in Rocourt ausweichen konnte. In dem Wagen, so hieß es, sei eine Person gesehen worden, die Ähnlichkeit mit Abdeslam habe. Der abgestellte Wagen wurde später von den Ermittlern entdeckt - allerdings ohne Insassen. Die belgische Polizei fahndet weiter nach dem mit internationalem Haftbefehl gesuchten Franzosen.
dpa/vrt/alk/sh - Foto: Eric Lalmand (belga)