Terrorwarnstufe 4, ausgerufen am frühen Samstagmorgen durch den Anti-Terrorstab OCAM. Das OCAM ist ein unabhängiges Gremium. Vertreter aller Sicherheitsdienste beobachten in diesem Rahmen permanent die Sicherheitslage. Und nach Ansicht der Experten war die Bedrohung "sehr ernst und unmittelbar". Deswegen eben: maximale Terrorwarnung für die Region Brüssel. Am Samstagmorgen dann: Bestätigung durch Premierminister Charles Michel.
Und, nachdem sich bis dahin alle in Schweigen gehüllt hatten, wird Michel dann doch sehr konkret: Man habe Hinweise darauf gehabt, dass in Brüssel ein Anschlag bevorstand, nach dem Vorbild der Pariser Attentate. Leute mit Waffen und Sprengstoff, die vielleicht an verschiedenen Orten gleichzeitig zuschlagen. Und man hat offenbar auch Hinweise auf die möglichen Terrorziele: eben Einkaufszentren oder die Metro.
Mögliche Terrorziele: Einkaufszentren oder Metro
Am Abend wird die Bedrohung dann noch mal konkreter. Die Zeitung Le Soir meldet, dass man auf dem Gebiet der Hauptstadt nach zwei Terroristen fahndet, von denen einer eine Bombe mit sich tragen soll. Genauer gesagt soll es eine Sprengstoffweste sein, wie sie auch die Attentäter in Paris getragen haben. Bernard Clerfayt, der Bürgermeister von Schaerbeek, bestätigte die Info am Morgen in der RTBF - wenn auch nicht in allen Einzelheiten, aber zumindest zwischen den Zeilen.
Zwei Terroristen, die sich momentan möglicherweise also in Brüssel befinden... "Mindestens" 2, muss man hinzufügen, aber dazu später mehr. Entsprechend angespannt ist die Lage. Sehr angespannt. Das sagte auch Innenminister Jan Jambon: "Wir machen das nicht zum Spaß; die Situation ist ernst. Und wir tun alles, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten."
Maßnahmen werden solange wie nötig aufrechterhalten
Und entsprechend würden die Maßnahmen aufrechterhalten "solange wie es nötig ist", sagt Jambon. Am Sonntagnachmittag werde das OCAM eine Neubewertung der Bedrohungslage vornehmen. Und dann, dann sehen wir weiter. Im Anschluss wird dann der Nationale Sicherheitsrat zusammenkommen. Der besteht aus den wichtigsten Ministern der Regierung und Vertretern der Sicherheitsdienste.
Dennoch fragt man sich: Wie soll es jetzt weitergehen? Eine solche Situation, eben ein unausgesprochener Ausnahmezustand, das ist nicht endlos lange aufrechtzuerhalten, zumal ab Montag, wenn wieder abertausende Pendler in die Hauptstadt strömen. "Wissen wir alles", sagte Innenminister Jan Jambon am Abend. Klar: Der Impact, insbesondere auf die Hauptstadt, ist gigantisch. Aber: Wir sind im Verteidigungszustand.
Die Botschaft der Regierung ist in diesem Zusammenhang unmissverständlich deutlich: "Die Sicherheit der Bürger hat absolute Priorität".
Roger Pint - Bild: John Thys (afp)