In Brüssel gilt auch am Sonntag wegen der Terrorgefahr weiterhin die höchste Warnstufe. Das öffentliche Leben steht den zweiten Tag in Folge weitgehend still. Märkte und Sportereignisse sind abgesagt. Zahlreiche Museen und touristische Attraktionen bleiben geschlossen. In den Kirchen finden lediglich die Sonntagsmessen statt.
Die Metro steht aber noch bis mindestens 15:00 Uhr still. Ein Mindestdienst wird mit Bussen und Straßenbahnen aufrecht erhalten. Zugreisende müssen sich auf genaue Pass- und Personenkontrollen einstellen. Diese Maßnahmen gelten für alle Thalys- und TGV-Verbindungen sowie für alle anderen international und national fahrenden Züge.
Während in der Region Hauptstadt Brüssel die höchste Terrorwarnstufe 4 greift, gilt für den Rest des Landes weiterhin die Warnstufe 3. Mehrere Fußballspiele wurden abgesagt. In Charleroi findet der Sonntagsmarkt nicht statt.
Krisenhotline 1771 weiterhin erreichbar
Das Innenministerium hat eine Krisen-Hotline eingerichtet. Unter der Nummer 1771 können sich Bürger über die aktuelle Situation informieren. Alleine am Samstag wurden 3.500 Anrufe registriert. Die meisten Anrufer hatten ganz praktische Fragen in Bezug auf das öffentliche Leben. Auch am Sonntag ist das Krisenzentrum unter der Nummer 1771 erreichbar.
Anti-Terrorstab OCAM entscheidet im Nachmittag, wie es weitergehen soll
Die Anti-Terrormaßnahmen gelten noch bis mindestens Sonntagnachmittag. Dann wird der Anti-Terrorstab OCAM eine Neubewertung der Lage vornehmen. Im Anschluss ist eine Sitzung des Sicherheitsrates vorgesehen. Danach wird entschieden, ob das höchste Niveau der Terrorwarnstufe aufrecht erhalten bleibt.
Innenminister Jan Jambon machte am Samstagabend deutlich, dass die Bedrohungslage nicht alleine auf den flüchtigen Hauptverdächtigen Salah Abdeslam zurückzuführen sei. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf mehrere Personenkreise, so Jambon. Aus diesem Grund habe man alle verfügbaren Einsatzkräfte mobilisiert.
In einem Interview mit der RTBF bestätigte auch der Bürgermeister von Schaerbeek, Bernard Clerfayt, dass eine schwer bewaffnete Gruppe gesucht werde, unter der sich auch ein Mann mit einer Bombe befinden soll. Dabei handle es sich um den selben Typ Bombe wie bei den Terroranschlägen von Paris.
Rückblick
Am Donnerstag war in Laeken ein 39-jähriger Marokkaner festgenommen worden. Ein Bruder des Verhafteten Lazez Abraimi hält sich zur Zeit in Syrien auf. Abraimi wird verdächtigt, ein Helfer des gesuchten Salah Abdeslam zu sein. In seinem Auto wurden Waffen und Blutspuren gefunden. Damit wurden bislang drei verdächtige Personen in Belgien festgenommen. Eine von ihnen soll eine Schlüsselfigur der Pariser Anschläge sein.
Bei mehreren Razzien in Molenbeek konnten in den vergangenen Tagen zudem zahlreiche Waffen sicher gestellt werden.
rtbf/rop/belga/dop - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)