Geheime Botschaften aus der Halbwelt der Geheimdienste... Vor allem der Kalte Krieg war die Hochzeit der Schlapphüte. Die beiden großen Blöcke bespitzelten sich, wo sie nur konnten. CIA, KGB, MI6, die Namen der wichtigsten Dienste kennt ja eigentlich jeder.
Im Herbst 1990 lassen die italienischen Behörden aber eine Bombe platzen: Der damalige Ministerpräsident Andreotti enthüllt die Existenz einer geheimen, paramilitärischen Organisation. Name: Gladio, lateinisch für Schwert. Hier handelte es sich um ein klassisches "Stay-Behind-Netzwerk". Heißt: Im Falle einer sowjetischen Invasion sollten diese "schlafenden Agenten" aktiv werden, um zum Beispiel den Widerstand zu organisieren.
Frage war dann natürlich: Gibt es solche Organisationen auch anderswo? Wenige Tage später, im November 1990, traten der damalige Premier Wilfried Martens und Verteidigungsminister Guy Coëme vor die Presse. Und sie lassen die Bombe platzen: Ja, es gab ein Stay-Behind-Netzwerk in Belgien. Man sprach zwar von einem belgischen "Gladio", der offizielle Name war aber SDRA8, für Service de Documentation, de Recherche et d'Action.
Der damalige Chef der SDRA8, das war Bernard Legrand. Legrand hat kürzlich erst zum ersten Mal seit 1990 geredet. Interviews gab's unter anderem bei VRT, RTBF und auch in der Zeitung De Standaard. Und er verweist zunächst nochmal auf den damaligen Kontext: Ja, wir rechneten jederzeit mit einer Invasion durch die Sowjetunion. Und wir mussten bereit sein, sagt Leutnant Kolonel Bernard Legrand.
Legrand war der Chef einer kleinen Gruppe, die eigentlich als "Ausbilder" fungierten. In der Praxis war es so, dass Agenten rekrutiert wurden, Leute aus der Bevölkerung. Ganz normale Menschen, längst nicht nur Leute, die in irgendeiner Weise einen Bezug zur Polizei oder der Armee hatten. Die "Agenten" wurden ausgestattet mit Geheimsendern und bekamen dann unter anderem eine Ausbildung in Radioübertragung. Außerdem gab es paramilitärisches Training. Es waren klassische Schläfer: Die Agenten sollten erst aktiviert werden, wenn der Feind auch angegriffen hatte, sagte auch Roger Durez, einer der damaligen Ausbilder.
Es ist letztlich bekanntlich beim Training geblieben. Der Ernstfall traf ja nicht ein - glücklicherweise. Als seinerzeit aber das belgische Gladio aufflog, gab es einen Riesenwirbel. Bernard Legrand wurde vor einen parlamentarischen Sonderausschuss zitiert. Er sollte dort die Namen der Agenten preisgeben. Er weigerte sich. Und dazu steht er bis heute: Wir hatten es den Leuten versprochen. Es war klar, dass niemand davon erfahren durfte auf die Gefahr hin, den Agenten in punkto Beruf oder Privatleben zu schaden.
Als Legrand gerade vor dem Ausschuss aussagen sollte, erschien auf Seite eins der Zeitung Le Soir eine seltsame Botschaft: "Hier Brüssel – Liebe Stay-Behind-Freunde, das gegebene Wort gilt", gab die SDRA8 sinngemäß bekannt - und dann der Zusatz: "Adolf geht es gut". Dieser Satz löste seinerzeit enormen Wirbel aus: "Adolf geht es gut", um Himmels willen, was ist denn da los? Mit Hitler hatte das nichts zu tun, sagt Legrand jetzt in der Zeitung De Standaard: Adolphe, das war der Vorname seines Vorgängers...
Eine Frage treibt viele aber immer noch um: Wenn das belgische Gladio schon so geheim war, könnte es nicht sein, dass diese Leute doch aktiv geworden sind? Beispiel: Killer von Brabant - die Bande, die zwischen 1982 und 1985 28 Menschen getötet hat, wurde nie identifiziert. Vermutet wurde unter anderem, dass es sich um den Versuch gehandelt hat, die öffentliche Meinung zu verunsichern, um sie dazu zu bringen, sich von linken Parteien abzuwenden... Würde doch zu einem "antikommunistischen Netzwerk" passen, haben sich immer wieder auch Ermittler gedacht. Legrand weist den Verdacht aber zurück: Wir haben nie geschossen. Unsere Agenten waren nicht bewaffnet. Solche Aktionen passten nicht zum Profil unserer Mitglieder.
Wer war Mitglied der Gruppe SDRA8? Bernard Legrand hat die Dokumente und Codeschlüssel vernichtet. Er wird das Geheimnis wohl mit ins Grab nehmen...
Roger Pint - Archivbild: Maurizio Brambatti/Ansa/EPA
Eine schöne Verniedlichung Gladios Herr Pint.
Das Gladio aufgedeckt wurde, durch Ihre Beteiligung an einigen Terroranschlägen in Italien, wird natürlich nicht erwähnt.
"Geheime Botschaften aus der Halbwelt der Geheimdienste…"
Was wollen Sie eigentlich mit solch ausserirdischen Aussagen bezwecken?
Können wir diesen Satz auch für die Aussagen des Herrn Bernard Legrand
in Erwägung ziehen?
Sie beleuchten hier nur die Aussagen der Gladio Beteiligten.
Die andere Seite finden Sie hier!
Daniele Ganser: NATO-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung.
Natürlich wird der Herr Ganser auf Wikipedia als Verschwörungstheoretiker gesehen, dazu bitte das ansehen!
Die dunkle Seite der Wikipedia
Herr Pint, ich danke Ihnen für Ihren Bericht. Ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Krieges ist es Zeit, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Die Stay-behind-Vorbereitungen waren ein Phänomen des Kalten Krieges. Es handelte sich um Vorbereitungen der nationalen Geheimdienste und keineswegs um ein NATO-gesteuertes Netzwerk von Terroristen. Was in Italien war, lässt sich nicht 1:1 auf andere Länder übertragen, wie neuere Forschungen gut nachweisen können.
Titus Meier, Doktorand zu den Schweizerischen Widerstandsvorbereitungen für den Widerstand im Besetzungsfall
Ganser stützt sich in seinem Buch mehrheitlich auf Berichte in Boulevard-Medien und kann kein einziges schriftliches Dokument über die stay-behind-Vorbereitungen vorweisen - im Unterschied zu verschiedenen Publikationen von Fachhistorikern.
Es wäre schön, wenn sich auch in Belgien und Deutschland ehemalige Mitglieder outen würden, wie sie es in der Schweiz taten.
"Gladio" war eine Terrororganisation der NATO, die hunderte Menschen durch Terroranschläge ermordet hat mit dem einzigen Ziel, glaubhaft zu machen, dass die "böhsen Kommunisten" aus der UdSSR und der DDR die Urheber der Anschläge wären.
Nichts anderes als Hass zu schüren gegen Osteuropa. Die häßliche Seite des Kapitalismus zeigt schon damals ihr wahres Gesicht.
Und was damals war kann auch heute immer noch sein. Wer es nicht glaubt kann sich einmal ganz in Ruhe Gedanken darüber machen, warum die jüngsten Terroristengeschichten in Brüssel ausgerechnet zu der Zeit der vom ausländerfeindlichen NV-A geführten Regierung unseres Föderalstaates stattgefunden haben. Nachdem die Kommunisten als Feindbild ausgedient haben kocht die braune Brühe nun gegen Ausländer im ganzenLand auf.
Die Korrelationen zwischen den Brauntönen im Land, den "entdeckten IS-Nestern", und Hetzjagden gegen Flüchtlinge allzu eindeutig.
Also doch nicht "Adolf ist tot" sondern "Adolf gehts gut"?
Sehr geehrter Herr Drescher, es gab keine GLADIO-Terrororganisation der NATO. Es gab während des Kalten Krieges in den meisten europäischen Ländern Vorbereitungen für den Aufbau einer Résistance im Falle einer kommunistischen Besetzung. Diese Vorbereitungen liefen i.R. über die Geheimdienste, welche sich untereinander absprachen und z.B. die Beschaffung eines leistungsstarken Funkgerätes koordinierten.
Dass es im Kalten Krieg von Seiten der CIA und des KGB "false flag"-Aktionen und dergleichen gab, ist wahrscheinlich, aber diese liefen nicht über die stay-behind-Organisationen, die landläufig als "GLADIO" bezeichnet werden.
Falls Sie an historischen Fakten interessiert sind, so empfehle ich Ihnen einen Aufsatz des norwegischen Historikers Olav Riste, der Zugang zu Archivakten hatte.