In Ägypten droht ein Szenario, wie es auch schon das nicht weit entfernte Tunesien erleben musste. Eine ganze Reihe von internationalen Fluggesellschaften hat die Flüge zum beliebten Badeort Sharm el-Sheikh ausgesetzt. Auch der am Morgen geplante Flug des belgischen Reiseveranstalters Jetair wurde abgesagt. "Vor Ort, in Sharm el-Sheikh selbst, ist alles in Ordnung", unterstreicht Jetair-Sprecher Hans Vanhaelemeesch. "Allerdings gibt es große Fragezeichen was den Luftraum über der Sinai-Halbinsel angeht, und auch die Sicherheit am Flughafen des Badeorts."
Tatsächlich hat sich für die Urlauber in Sharm el-Sheikh nichts verändert - im Liegestuhl, am Pool, am Strand merkt man gar nichts von der Aufregung. Vielleicht einmal davon abgesehen, dass hier und da ein zusätzlicher Wachmann postiert wurde. Verändert hat sich in erster Linie die Einschätzung der Flugsicherheit in der Region. Nach dem Absturz einer russischen Verkehrsmaschine am Samstag auf der Sinai-Halbinsel deutet immer mehr auf einen Anschlag als Unfallursache hin.
Es gebe eine ernstzunehmende Wahrscheinlichkeit, dass eine Bombe das Flugzeug vom Himmel geholt habe, sagte der britische Außenminister Philip Hammond. Die Amerikaner sehen das offenbar ähnlich. Wenn es eine Bombe gegeben hat, dann muss die irgendwie an Bord gekommen sein. Und das kann eigentlich nur in Sharm el-Sheikh am Flughafen passiert sein, so die Argumentation.
Die Briten haben also Experten nach Ägypten geschickt, die vor Ort die Sicherheitsvorkehrungen prüfen sollen, sagte auch der britische Transport-Staatssekretär Patrick McLoughlin. Bis auf weiteres haben die britischen Fluggsellschaften alle Flüge nach Sharm el-Sheikh gestoppt. Irland und die Niederlande taten wenig später dasselbe. Im Laufe des Tages folgten viele weitere Fluggesellschaften dem Beispiel, eben auch Jetair.
"Wir wollen erst die Prüfung der Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen abwarten", sagte Hans Vanhaelemeesch. "Wir verlangen alle erdenklichen Garantien, z.B. in Bezug auf die Gepäckabfertigung, auf die Frage, wie Mahlzeiten und Getränke an Bord kommen oder was die Passagiere mit ins Flugzeug nehmen dürfen." Konkret wurde erst einmal der Flug von Donnerstagmorgen um 24 Stunden verschoben. Das bedeutet, dass auch die Kunden, die eigentlich nach Belgien zurückgeflogen werden sollten, vorerst in Ägypten bleiben mussten.
Quasi zum selben Zeitpunkt war aber auch ein Flug des Konkurrenten Thomas Cook nach Sharm el-Sheikh auf dem Plan. Und dieser Flug fand planmäßig statt. "Wir haben unsere eigenen Vorsichtsmaßnahmen getroffen", sagte Koen van den Bosch, Sprecher von Thomas Cook. Und des Weiteren verlasse man sich auf die Einschätzung des Außenministeriums, das habe nämlich bislang keine Reisewarnung ausgegeben. Zwei Airlines, zwei grundverschiedene Ansätze.
Und am Nachmittag schaltete Jetair dann noch einen Gang höher. Drei Flugzeuge werden in den nächsten Tagen leer nach Sharm el-Sheik fliegen, um alle Kunden auszufliegen. Man habe nämlich eben nicht alle Garantien bekommen, dass die Gepäckabfertigung innerhalb eines nach außen hin abgeschotteten Bereichs abgewickelt werden könne, sagte Sprecher Hans Vanhaelemeesch am frühen Abend in der VRT. Deswegen dürfen die Passagiere auch nur Handgepäck mitnehmen.
Sharm el-Sheik ist als Reiseziel für Jetair also bis auf weiteres gestorben. Die Kunden sollen aber natürlich die Möglichkeit bekommen, ihre Reise zu verschieben bzw. auf ein anderes Reiseziel umzubuchen.
Roger Pint - Archivbild: David Stockman/BELGA