Schon wieder musste die Polizei am Mittwoch Tränengas und Wasserwerfer einsetzen – wie nach der Großdemo im vergangenen Jahr. Etwa 100 vermummte Randalierer waren am Rande des Protestmarschs‘ in der Nähe des Brüsseler Südbahnhofs auf die Beamten losgegangen und bewarfen sie mit Pflastersteinen. Fensterscheiben gingen zu Bruch, Autos wurden beschädigt. Es gab zwölf Verletzte, 17 Randalierer wurden festgenommen. Dabei handelte es sich um Autonome, wie die Brüsseler Polizei erklärte. Gegen Mittag hatten bereits Hafenarbeiter aus Antwerpen und Gent versucht, den offiziellen "Zugweg" zu verlassen. Doch die Polizei war schnell zur Stelle.
Die Polizei spricht von 80.000 Teilnehmern. Am Protestzug gegen die Maßnahmen der Mitte-Rechts-Koalition haben auch zahlreiche Ostbelgier teilgenommen. Reporter berichteten auch von einigen Landwirten mit Traktoren.
Die Kundgebung hatten die Gewerkschaften unter das Motto "Für uns nur Krümel" gestellt. Der Protest richtete sich gegen die unternehmerfreundlichen Maßnahmen der Koalitionzu Lasten von Arbeitnehmern und Sozialschwachen. Nach einem Jahr Michel-Regierung werde das deutlich, wie der Vorsitzende der Christlichen Gewerkschaft Marc Leemans am Mittwoch betonte. Zum Zeitpunkt meinte sein FGTB-Kollege Marc Goblet, eine Fortführung des Protests sei auch deshalb wichtig, weil die Arbeitgeberseite sich von dem Konzertierungsmodell abwende.
Die sozialistische Gewerkschaft hatte bereits angekündigt, dass sie es nicht bei der Demonstration von Mittwoch belassen will und plant bis Weihnachten weitere Protestaktionen in den Regionen des Landes – möglicherweise auch Streiks.
Im Vorfeld der Großdemo war es am Mittwoch im ganzen Land zu Störungen im öffentlichen Nahverkehr gekommen. Busse, Straßen- und U-Bahnen verkehrten nur eingeschränkt.
belga/alk/cd/fs - Bilder: Hendrik Devriendt und Thierry Roge (belga)