"Ich liebe Belgien, ich will nicht gehen, aber sollte ich es nicht doch tun?" "Soll ich meinen Kindern nahelegen, das Land zu verlassen?" "Ich denke, ich werde auswandern"... Ein Film, der mehr als nur nachdenklich macht. Namenlose Menschen halten ein Schild in der Hand mit der Aufschrift: "Je suis belge, je suis juif aussi, dois-je partir?". Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in Belgien fragen sich, ob sie in Belgien noch sicher sind. In ihrer Heimat. Ihre Familien sind seit Generationen in Belgien. Doch eben diese Frage lässt sie nicht mehr los: Sollte ich nicht besser gehen? Einige sind genau dieser Ansicht.
Die tödlichen Schüsse im jüdischen Museum in Brüssel, die Anschläge von Paris, wo ja auch ein jüdischer Supermarkt attackiert wurde, die Attentate von Kopenhagen, bei denen die örtliche Synagoge das zweite Ziel des Täters war. Dazu der wachsende Antisemitismus im Alltag. Immer mehr Juden fühlen sich in Europa nicht mehr sicher - auch nicht in Belgien. Das gelte erstaunlicherweise besonders für die jungen Leute, sagt Jacky Zajtman, der Initiator des Internet-Films.
Dazu scheint der Appell des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu passen. Schon mehrmals hat er die Juden in Europa aufgerufen, nach Israel zu kommen. Ausdrücklich wandte er sich an die, "Brüder und Schwestern in Frankreich, Belgien und der Ukraine". Um sie aufzunehmen, werde seine Regierung 40 Millionen Euro bereitstellen.
Mit diesem Appell sorgte Benjamin Netanjahu in den betroffenen Ländern für zuweilen ziemlich verschnupfte Reaktionen. Naja, er wolle jetzt keine Polemik mit seinem israelischen Kollegen vom Zaun brechen, sagte Premierminister Charles Michel. Man dürfe nicht vergessen, dass Israel mitten im Wahlkampf steckt.
Charles Michel bricht aber zugleich eine Lanze für die jüdische Präsenz in unseren Gesellschaften, ähnlich wie auch schon die Kollegen Regierungschefs von Frankreich und Dänemark: Belgien ohne die Juden, das sei nicht mehr Belgien; Europa ohne die Juden, das sei nicht Europa. Die jüdische Gemeinschaft habe ihren Platz in Belgien, betont der Premier. Und niemand sollte das Land verlassen, weil er um seine Sicherheit bangt. Es sei die Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen, dass alle Bürger in Sicherheit sind - insbesondere die jüdischen Mitbürger.
Nichtsdestotrotz wird die Regierung sich bei so manchem das Vertrauen erst wieder verdienen müssen. Bei nicht wenigen Mitgliedern der jüdischen Gemeinschaft ist in den letzten Jahren innerlich etwas kaputtgegangen, hat sich die Hoffnung in Verzweiflung gewandelt. Juden denken wieder über die Emigration aus Europa nach - bis vor kurzem noch ein ebenso unvorstellbarer wie unerträglicher Gedanke...
Illustrationsbild: Siska Gremmelprez (belga)
Juden gehören zu Europa!! Die jüdische Gemeinschaft muß ihren Platz in der EU haben! !
Ein erster Lösungsansatz könnte sein, endlich einmal Tacheles zu reden.
Auch dieser Artikel eiert um die Realität, wie sie in ganz Europa sichtbar ist, nur herum und nennt nicht Roß und Reiter. Tatsache ist, dass die europäischen Juden sich in der Hauptsache aggressiven und respektlosen Muslimen nahezu schutzlos ausgeliefert sehen und der Staat beschämt wegsieht. Man will es sich ja nicht verderben... ....die meisten sind ja friedlich....und dann die Empörungsindustrie.... da halten wir doch besser den Mund und schwingen lieber Sonntagsreden....
Ein importierter Antisemitismus, der den vorhandenen, speziell linken, grünen und roten Gesinnungsgenossen vorbehaltenem, bei weitem übersteigt.
Wenn die Juden wirklich Europa verlassen, ist dies die größte Bankrotterklärung in der Geschichte Europas und eine Schande für jede Demokratie.
@Jochen Decker "... eine Schande für jede Demokratie." Stimmt, die "Diamantenhändler" in Antwerpen....