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Der Erste Weltkrieg, ein für Belgien traumatisches Ereignis. Die ganze Welt zeigte Mitgefühl mit “poor little Belgium”, dem armen kleinen Belgien. Am 4. August 1914 marschierten deutsche Soldaten in das neutrale Belgien ein. Auf ihrem Weg, der sie eigentlich nach Frankreich führen sollte, hinterließen sie eine Schneise der Verwüstung.
Was ist 100 Jahre später davon noch sichtbar?
Poor little Belgium: Überblick
Teil 3: Löwen
Fast jedes Gebäude im Zentrum der Stadt Löwen ist mit einem kleinen Gedenkstein versehen - die Aufschrift: 1914. Löwen wurde während des Ersten Weltkriegs völlig zerstört. Der frühere Sekundarschullehrer Jan Antonneau hat sein ganzes Leben in der Stadt verbracht, er kennt sich in der Studentenhochburg aus wie in seiner Westentasche und führt uns durch die Altstadt.
Die deutschen Truppen sind besonders gründlich vorgegangen: Die gesamte Altstadt lag nach nur drei Tagen in Schutt und Asche. Über 1.000 Häuser wurden niedergebrannt. Bis auf das gotische Rathaus, in dem sich die deutsche Kommandantur einquartiert hatte, ließen die Deutschen in ihrem Zerstörungstrieb nichts aus.
Die historische Universitätsbibliothek, ein Gebäude aus dem 14. Jahrhundert, wurde ebenfalls in Brand gesteckt - ein gezielter Angriff der Deutschen auf die belgische Kultur, erklärt Geneviève Warland, Historikerin und Professorin an der Universität Neu-Löwen.
Auch bei der Zerstörung von Löwen spielte die panische Angst der Deutschen vor Heckenschützen in der Zivilbevölkerung eine große Rolle. Die dürfte es aber wie anderenorts in Belgien nicht gegeben haben. Bis heute sind die genauen Umstände, die zur Zerstörung von Löwen geführt haben, unklar.
Auch 100 Jahre später sind sich die Fachleute noch immer nicht ganz einig, erzählt uns Jan Antonneau. Dem Löwener geistert seit Jahren die Frage im Kopf herum: War die völlige Zerstörung seiner Heimatstadt eine Verkettung unglücklicher Umstände oder kam der Befehl von ganz oben?
Bild: Belga-Archiv