Der Erste Weltkrieg, ein für Belgien traumatisches Ereignis. Die ganze Welt zeigte Mitgefühl mit “Poor little Belgium”, dem armen kleinen Belgien. Am 4. August 1914 marschierten deutsche Soldaten in das neutrale Belgien ein. Auf ihrem Weg, der sie eigentlich nach Frankreich führen sollte, hinterließen sie eine Schneise der Verwüstung.
Was ist 100 Jahre später davon noch sichtbar?
Poor little Belgium: Überblick
Teil 2: Dinant
Wie auch in Lüttich ist der angebliche Beschuss durch belgische Freischärler der Auslöser für die kollektiven Erschießungen durch die deutschen Soldaten in Dinant. Man spricht in diesem Zusammenhang von der "Franc-Tireur-Psychose". Lokalhistoriker Michel Kellner führt uns zu den Orten, an denen sich am 23. August 1914 die schrecklichen Ereignisse zugetragen haben. Auch am 24., 25., und 26. August werden noch Menschen ermordet. Kein Kurzschluss also, sondern eine geplante Aktion.
Insgesamt werden am Ende 674 Tote gezählt. Fast die ganze Stadt liegt in Schutt und Asche. Über 1.000 Häuser wurden systematisch niedergebrannt. Doch warum das Ganze? “Die Franc-Tireur-Legende alleine ist nur ein Teil der Erklärung”, glaubt Michel Kellner. Die deutschen Soldaten wollten wohl ein Exempel statuieren, auch schon mit Blick auf die Besatzungszeit.
Lange Zeit gab es kein deutsches Schuldeingeständnis. Auch deswegen blieben die Massaker von 1914 eine offene Wunde. Bis zum Jahr 2001: Walter Kolbow, Parlamentarischer Staatssekretär im deutschen Verteidigungsministerium, bat in Dinant um Vergebung für das von Deutschen begangene Unrecht.
Es waren dieses Schuldeingeständnis und die Bitte um Vergebung fast 90 Jahre nach der Tragödie, die die Menschen in Dinant mit Deutschland versöhnt haben - freilich nicht alle, aber viele.
Foto: Olivier Hoslet/BELGA