Der Erste Weltkrieg, ein für Belgien traumatisches Ereignis. Die ganze Welt zeigte Mitgefühl mit "poor little Belgium", dem armen kleinen Belgien. Am 4. August 1914 marschierten deutsche Soldaten in das neutrale Belgien ein. Auf ihrem Weg, der sie eigentlich nach Frankreich führen sollte, hinterließen sie eine Schneise der Verwüstung.
Was ist 100 Jahre später davon noch sichtbar?
Poor little Belgium: Überblick
Teil 1: Lüttich
Die erste größere Stadt auf dem Weg der deutschen Armeen nach Frankreich ist Lüttich. Die Stadt muss schon kurz nach dem Einmarsch den Deutschen quasi kampflos übergeben werden. Die belgischen Soldaten ziehen sich in den Festungsgürtel um die Stadt zurück: zwölf Forts, die zum Teil als uneinnehmbar galten. Die Deutschen setzen aber schwere Artillerie ein, unter anderem die "dicke Berta".
Das letzte Fort kapituliert am 16. August 1914, erklärt Genevière Warland, Historikerin und Professorin an der Katholischen Universität Neu-Löwen. Die erste wirkliche Schlacht des Ersten Weltkrieges ist vorbei.
Was erinnert heute noch daran? Auf der "Place du 20 août" treffen wir den Ostbelgier Christoph Brüll, Historiker am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Uni Lüttich. Der Platz wurde 1919 zum Gedenken an das Massaker vom 20. August 1914 umbenannt. Eine Bronzetafel erinnert an die Ereignisse.
Auslöser war ein Schuss - die "Franc Tireurs", jene Zivilisten, die angeblich aus dem Hinterhalt auf die Soldaten geschossen haben sollen, hat es aber nie gegeben. Eine Legende, die dennoch immer wieder Übergriffe auf Zivilisten rechtfertigen sollte. So auch in Visé, einige Tage vor dem Massaker auf der Place du 20 août.
Bild: Belga-Archiv
Eine mögliche Deutung der "Franc tireurs": Zu jener Zeit war der Militärdienst in Belgien erst wenige Jahre alt, und es bestanden noch Einheiten der sogenannten "Force civique" die aber waren kaum uniformiert aber leicht bewaffnet...