Man muss keine 20 Kilometer fahren, um einen Großbildschirm zu finden, auf dem das Spiel übertragen wird. Da gibt es einige Mega-Veranstaltungen. In der Ghelamco-Arena in Gent werden 17.000 Menschen das Spiel gemeinsam anschauen können. Der Bildschirm ist 432 Quadratmeter groß, schreibt De Standaard.
Im Antwerpener Sportpalais - da passen 14.000 Menschen rein - gibt es ebenfalls ein Public Viewing. Und auch im König Baudouin-Stadion, wo Platz für 12.000 Leute ist, werden Großbildschirme installiert.
Um zeitig vor dem Bildschirm Position bezogen zu haben, will ein Viertel der Belgier an der Arbeit früher Schluss machen, um das Spiel in voller Länge sehen zu können, wie die Zeitung Het Laatste Nieuws berichtet. Der Punkt ist: Damit dürfte sich auch der allabendliche Stau vorverlegen. Das flämische Verkehrszentrum warnt schon, ruhig zu bleiben. Es ist besser, 5 Minuten zu verpassen, als das ganze Spiel.
Schwarz, gelb, rot
Nie wurden mehr Fan-Artikel verkauft als dieses Jahr. Der Verband ist sehr professionell da herangegangen. Es gibt die Klassiker - Fahnen, Trikots, ... - und die inzwischen fast schon allgegenwärtigen dreifarbigen Überzüge für die Außenspiegel: schwarz, gelb, rot. Neu ist auch ein Brettspiel, das sich nur um die Roten Teufel dreht. Supermärkte gehen sogar soweit, dass Kirschtomaten in den drei Landesfarben angeboten werden. Seht beliebt sind auch die Perücken, die an die Frisur von Marouane Fellaini erinnern - natürlich auch in den drei Landesfarben.
Noch nie wurden mehr Panini-Bildchen verkauft. Im Jahr 2006 waren es 24 Millionen Päckchen - jetzt sind es auf jeden Fall mehr, wie die Firma bekanntgegeben hat. Und auch das Gaststättengewerbe surft auf der Welle: Nach einer Erhebung der Zeitung Le Soir wollen drei Viertel der Cafés und Kneipen Sonderaktionen durchführen, die speziell auf die WM zugeschnitten sind.
Belgiengefühl
Der helle Wahnsinn - und selbst der ansonsten sehr flämische Leitartikler der Zeitung Gazet van Antwerpen muss zugeben, dass die Begeisterung für Belgien doch ziemlich groß ist. Aber er fügt gleich hinzu, dass man daraus jetzt auch keine voreiligen Schlüsse ziehen darf.
Andere sehen das nuancierter. Der Soziologe Marc Jacquemain von der Uni Lüttich glaubt nicht, dass die Menschen den ganzen Tag nur über Gemeinschaftspolitik nachdenken. Vielmehr sei es wohl so, dass die Menschen sich an etwas klammern wollen, dass positiv behaftet ist - und da kommt auch der fast sprichwörtliche belgische Underdog ins Spiel:. Wir genießen es, dass es auch mal positive Meldungen aus Belgien gibt, dass nicht nur immer von diesem Flamen-Wallonen-Konflikt die Rede ist und dass wir eine Mannschaft haben, auf die wir stolz sein können, sagt der Soziologe in "Le Soir".
Doch müsse man auf dem Teppich bleiben, sagt Professor Jacquemain: Auch der vierte Platz bei der WM 1986 hat Belgien nicht grundlegend verändert ...
Das Spiel im Live-Ticker hier auf BRF.be!
Rote Teufel: Hohe Erwartungen an WM-Einstieg
Bild: Bruno Fahy/Belga